Magda Wimmer: „Erhebt euch!“

Erhebt euch!

Es liegt bereits Äonen-weit zurĂŒck, dass die Menschheit hier auf Erden ein Paradies vorgefunden hat. Dann geschahen Dinge, die uns heute noch zutiefst beeinflussen. Etwas nĂ€mlich hob sich damals, als die Achse der Erde gekippt wurde
 ĂŒber den Horizont heraus, das vorher nicht da war.

Seither dominiert den nördlichen Nachthimmel der “wilde JĂ€gersmann” (das Sternbild Orion), dessen GĂŒrtel voller Munition ist. Und die NĂ€chte sind unter ihm zunehmend finster geworden. Ein “eisernes Gitter” wurde damit nĂ€mlich um den Planeten gelegt und dabei sein natĂŒrlicher Herzschlag um-getaktet. Seine Widerhaken haben sich ĂŒberall festgesetzt und nichts konnte mehr seinem 360°-Radius und der damit verbundenen 12er-Taktung entkommen. Alles sollte damit kontrollierbar werden und das wurde und war es auch.

Die alte Planetenkraft wurde “eingefangen” und der HĂŒter, der sanft die Erde in neue Höhen hĂ€tte tragen sollen, war ĂŒber den Rand des Horizontes hinunter geschoben worden. Klang, Rhythmus und Schwingung wurden dem Gleichschritt geopfert, welcher nun der neue Taktgeber war.

Ein riesiges Heer an Zu-Arbeitern war notwendig und man etablierte dafĂŒr die hoch-ehrwĂŒrdigen Orden, deren Mitglieder man in Geheimnisse einweihte, welche man besser von den gewöhnlichen ErdenwĂŒrmern fernhielt
 um sie nur ja auf keine dummen Gedanken zu bringen. Diejenigen aber, die fĂŒr eine gewisse “Höllenfahrt” bereit waren, wurden als “AuserwĂ€hlte” geadelt und ihnen als AutoritĂ€ten vorgesetzt. Fleissig und unermĂŒdlich umzirkelten sie fortan alles, was ihnen unter die Finger kam und sie mauerten und meisselten daran so lange, bis jeder einzelne Bereich des Lebens unter Kontrolle war.

Kontrolle war alles, denn es geschah nur allzu leicht, dass die “neue Ordnung” wieder in die wilde, unkontrollierte Lebensordnung zurĂŒckfiel. Immer wieder kam es deshalb auch zu kleineren oder grösseren “UnfĂ€llen”, bei denen man mitunter auch einmal den einen oder anderen Kontinent opfern musste. Wie bei einer Hydra jedoch wuchsen dort, wo ein Kopf abgeschlagen war, gleich zwei andere nach. Auch konnte man sich chamĂ€leon-artig verwandeln und wieder aus dem Wasser empor-steigen, in dem man vorher untergegangen war.

Über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg bekam man in allem eine gewisse Übung und zudem waren immer mehr Erdlinge bereit, sich um ihrer Sicherheit Willen in dieses fortschrittliche und durchdachte Auffangnetz hinein zu ergeben. Man liess ihnen auch keine andere Wahl, denn die magische Vernetzung hatte nach kurzer Zeit bereits ihren Zauber entfaltet und der Erdkreis war zum Bannkreis geworden. Mit den Ritualen des ewig Gleichen warf man ihnen dieses “Seid umschlungen, Millionen” wie ein Lasso um den Hals.

Fiel etwas aus oder hatte man wieder aus Jux und Tollerei ein wenig ĂŒbertrieben und Chaos erzeugt, dann mussten schnell neue Maurer-Mauern erbaut und noch dichtere Kontrollmechanismen eingebaut werden – alles, damit nur ja nichts entgleitet. Ein sehr anstrengender Job ĂŒber die Jahrtausende hinweg. Man hatte dazu jedoch Aber-Millionen an Arbeitstieren, die durch den Schwur direkt an das Netz gebunden waren und denen die Seele fehlte, sodass sie keine eigenstĂ€ndige Umtriebigkeit entwickeln konnten.

Innerhalb des Gitters ist mit der Zeit alles beobachtbar und berechenbar geworden und die Macht darĂŒber brachte Schadenfreude hervor
 den WĂŒrmchen gegenĂŒber, die sich wanden und den Weg aus diesem GefĂ€ngnis nicht mehr fanden. Mit dem Zugang zu ihrer Technik haben sie den Menschen einen Innenblick gegeben in ihre Welt, die fĂŒr sie kalt und unnahbar ist, aber sĂŒchtig macht nach mehr
 und die vor allem von diesem anstrengenden stink-normalen Leben entbindet, das ihnen sowieso stĂ€ndig entgleitet.

Und die Menschen haben zu forschen begonnen 
 nach Dingen, die sie nicht wissen sollten. Oder vielleicht doch. Denn es macht Spass, ihre Wut zu sehen und zu wissen, dass es dennoch fĂŒr sie kein Entrinnen gibt – menschenfreundlich wie man ist! Und man weiss, dass man ihnen in jeder Weise ĂŒberlegen ist. Man ist auch ĂŒberzeugt, das Beste fĂŒr diesen unterentwickelten Planeten und dessen Bewohner zu wollen. Was könnte den zurĂŒckgebliebenen Erdlingen auch Angenehmeres passieren, als die Segnungen dieser durchgestylten, ausserirdischen Wundertechnologie.

Es ging dem Höhepunkt entgegen und da man den widerspenstigen Planeten nun doch schon halbwegs im Griff hatte, begann man die fleissigen Ameisen-Maurer-Heere zu vermehren, um auf der sicheren Seite zu sein und das Netz mit ihnen in den aller-kleinmaschigsten Bereich ĂŒberzufĂŒhren. Nichts durfte ausgelassen werden, damit keiner mehr entschlĂŒpfen kann. Der Sieg war damit sicher


WĂŒrde es da nicht ein winzig-kleines Problem geben, dem man trotz zahlreicher Versuche nicht auf die Schliche kam. Man musste deshalb in den Kopf und in den Körper der Menschen eindringen ĂŒber sogenannte “mind-Programme” und andere Operationen. Und man musste alles darĂŒber erfahren, was sie dachten, wie sie dachten, warum sie etwas dachten und wie sich das alles in ihrem Körper und in ihren Gehirnen zeigte.

Aufgrund bestimmter Grobmaschigkeiten im eigenen Gennetz fehlte den AllmĂ€chtigen diesbezĂŒglich aber stets die letzte Einsicht. Und so blieb ihnen nur die eine Möglichkeit des Umprogrammierens, damit man sicherstellen konnte, dass den Menschen keine Dummheiten einfielen. Das Wissen dazu hatte man sich ĂŒber die Erdlingsstudien schliesslich hinreichend angeeignet.

Jetzt brauchte es nur mehr ein kleines Weltdrama, das man zur Tragödie ausbreiten konnte und schon war ihnen der Programmier-Code leicht unter zu jubeln. Man hatte gewonnen.

Wichtig, wie man sich selber war, hatte man allerdings ĂŒbersehen, dass wĂ€hrend der vergangenen Jahre das hoch-abgesicherte Netz an vielen Stellen geöffnet worden war
 denn man kann eben immer nur so weit blicken, wie der eigenen Horizont reicht. Die Menschen aber haben die FĂ€higkeit, selbst im kleinsten Raum, in dem man sie einsperrt, weit ĂŒber sich hinaus zu gehen. Das aber lĂ€sst sich irgendwie nicht in den Griff bekommen
 weil man es nicht verstehen kann. Eine LĂŒcke, die jetzt möglicherweise Sprengkraft hat und der man keineswegs gewachsen ist. Da ist guter Rat teuer.

Zudem wird die heimelige AtmosphĂ€re der grossen Geheimhaltereinen immer ungemĂŒtlicher, weil von ĂŒberall her diese komischen Lichtstrahlen eindringen und alles zu ĂŒberwĂ€ltigen drohen. Da ist noch mehr guter Rat teuer, “ansonsten aber haben wir alles unter Kontrolle und die Welt fest in der Hand”, lautet der Schlachtruf



 wĂ€hrend sich immer mehr Menschen die Augen reiben und erstaunt feststellen, dass ihren Dompteuren die Peitsche aus der Hand gefallen ist und ihre Angst vor den wilden Löwen wĂ€chst.

Einige Arbeiten der letzten Woche fĂŒhrten mich hinein in die Untiefen der Maurer-Einweihungen und –SchwĂŒre. Und es war die Zeit gekommen, sie zu öffnen, sodass die Bindung der fleissigen Ordens-Ameisen an sie mit einem Mal in sich zusammenfiel. Auch hier ist also alles nun weit offen


Und mehr noch: die Achse der Erde beginnt sich damit auf allen Ebenen aufzurichten – womit sich erneut die VerhĂ€ltnisse verschieben. Der Stern des schiesswĂŒtigen JĂ€gersmanns ist am Sinken, wĂ€hrend der alte HĂŒter emporgehoben und auf diese Weise sein Einfluss fĂŒr uns wieder spĂŒrbar wird.

Und er ruft uns zu: “Erhebt euch, denn es liegt an euch, diese Dynamik zu unterstĂŒtzen.” Mit dem “grossen JĂ€ger” verschwindet das Gitternetz, das er wie eine riesige Falle hier errichtet hat. Damit aber schwingt die Erde wieder zurĂŒck in ihre ursprĂŒngliche Kraft. Und der alte HĂŒter ist derjenige, der die Weisheit des Planeten und der Menschheit in sich trĂ€gt. Er wird uns jetzt helfen, sie in uns wieder zu erwecken.

Wenn sich momentan auch noch einige dieser alten Schlingen zu schliessen scheinen, so sollten wir uns schnell wieder daran erinnern, dass es da ein kleines Problem gibt
 welches die Schlingenleger bis zuletzt nicht in den Griff bekommen konnten, nĂ€mlich: dass die Menschen sich selbst in der geschlossenen Falle noch immer ĂŒber sich hinaus erheben können.

Das ist ein Teil der MeisterprĂŒfung, die wir jetzt ablegen, um in das wirkliche Menschsein eingeweiht zu werden. Erheben wir uns also aus dem alten Sumpf heraus 
 Und sobald wir unsere FlĂŒgel ausbreiten, werden wir spĂŒren, dass wir eigentlich immer schon frei gewesen sind.

Copyright: Magda Wimmer – https://inner-resonance.net

Erhebt euch!