Die alten Systeme sind am Ende? Anja Reiche

Anscheinend nicht. Sie sind noch da. Auch wenn das Ganze energetisch gefĂŒhlt keine Substanz mehr hat und mehr denn je Fassade und Farce ist. Es gibt sie noch. Sie agieren und haben Auswirkungen. Jeder ist anders berĂŒhrt oder involviert.

Alles bleibt so lange, wie es gebraucht wird. Ob mir das passt oder nicht. Es geht, wenn es ausgedient hat, wenn die Erfahrungen damit nicht mehr dem Wachstum und der Erkenntnis dienen. Es wird sich verĂ€ndern. Ganz von alleine. Wenn der Inside-Job getan ist. Wenn es „noch“ da ist, ist es noch dienlich, auch wenn alles in mir schreit, dass ich jetzt echt fertig mit der Erfahrung bin.

Es kann auch sein, dass etwas geht, was ich aber doch unbedingt behalten wollte. Dann ist das Wegfallen wichtiger als das „es haben“. Dann liegt da das Wachstumspotential, der Fortschritt und das Geschenk.

Wenn ich mir nun das „alte System“ anschaue, dann gibt es die, die es seit Jahren weg haben wollen und denken, darin lĂ€ge der Segen und alles wĂ€re besser. Und dann gibt es die, die „sterben“ wĂŒrden, wenn die Scheinsicherheiten von jetzt auch gleich weg wĂ€ren, die „sichere“ Rente, das „Gesundheitssystem“, das Hamsterrad, in dem ihnen stĂ€ndig gesagt wird, was sie tun sollen, was sie denken dĂŒrfen und wie die Dinge sind.

In beiden FĂ€llen gibt es keine NeutralitĂ€t. Keine Gleich-GĂŒltigkeit. Und kein Wachstum. Stagnation in beiden FĂ€llen.

Erstere könnten das Noch-Existieren der bisherigen Strukturen hervorragend fĂŒr Selbsterkenntnis und Heilung nutzen. Zweitere werden, wenn ĂŒberhaupt, erst Selbstbegegnung erleben, wenn ihnen alles unterm Arsch weggerupft wird.

Diejenigen, die sich wirklich selbst begegnen wollen, also quasi Gruppe drei, nutzen jede Gelegenheit, jeden Umstand. Sie beobachten sich selbst in allen Lebenslagen, nehmen ihre GefĂŒhle wahr, decken alte Muster und Konditionierungen auf, ent-decken ihre Wunden und dafĂŒr braucht es zumeist die Reinszenierung des Umfeldes, in dem die Wunden und Muster entstanden sind. Erst dann kommen die Trigger zum Vorschein.

Die Begegnung mit den alten Institutionen kann unglaublich zum Erkennen und zum Heilen beitragen, zum Verstehen und Durchdringen, was in der Kindheit gelaufen ist. Wenn alles, was an Wachstum und Heilung in einer gewissen Situation zu erlangen ist, vollbracht ist, wird sich der Umstand von ganz von alleine Ă€ndern. Das Leben behĂ€lt nichts, was nicht zutrĂ€glich ist. Die Evolution geht immer nach vorne. Scheinbare RĂŒckschritte sind zutrĂ€glich, das „Alte“ noch nĂŒtzlich.

Ich weiß nicht, ob der große gesellschaftliche Umbruch im Hauruck kommt. Kann sein, dass wir ĂŒbermorgen in eine komplett andere Welt schauen, dass tatsĂ€chlich eine Revolution mit Waffen stattfindet, dass Außerirdische auf einmal eingreifen oder irgendwelche irdischen „Befreier“. Kann, kann immer. Ist es fĂŒr mich und meinen Weg relevant? Wenn es das ist, wird es so sein. Wenn nicht, nicht.

Ich weiß, dass jede Heilreise eine individuelle ist und die UmstĂ€nde immer perfekt sind. Es kann sein, dass das Alte dennoch existiert und ich aber nichts mehr damit zu tun habe. Es kann sein, dass das Alte im großen Stil wegbricht. Das Leben selbst weiß es am besten. Die Intelligenz, die alles durchdringt, wirkt immer und – ich mag mich wiederholen – sie macht keine Fehler.

Ich kann also nur nehmen, was jetzt gerade in meinem Leben da ist. Die UmstĂ€nde und mein Erleben damit, mein Umgang damit, das, was es mit mir macht, meine innere Wahrheit, meinen inneren Kompass. Wie stehe ich dazu in Beziehung? Wer bin ich in all dem? Was wird berĂŒhrt in mir? Ein Moment nach dem nĂ€chsten.

Ich kann nichts verkehrt machen und ich habe nichts verkehrt gemacht, wenn vielleicht etwas da ist, was nicht nach Rosen duftet und nach Licht und Liebe aussieht. Es ist das perfekte Setting fĂŒr diesen einen Wachstumsschritt, der genau JETZT dran ist. Ist er getan, meist in vielen kleinen Schritten auf ganz vielen Ebenen, dann Ă€ndert sich das Setting.

Die Dinge Ă€ndern sich tatsĂ€chlich von ganz von alleine, wenn ich „fertig“ damit bin. Die Erfahrung hab ich zuhauf gemacht. Wenn es noch da ist, wird es wohl einen Sinn haben. Mehr musste ich bisher nicht wissen.

Ich muss nicht wissen, wie die Welt sich wann fĂŒr wen verĂ€ndern wird. Auch wenn ich es manchmal gerne wĂŒsste und oft nicht verstehen kann, wie es fĂŒr manche immer noch funktioniert zu funktionieren, oder sich selbst in die Tasche zu lĂŒgen. Ich hab genau ein Leben zu verantworten und das ist meines. Ich kann nur nehmen, was tatsĂ€chlich mit mir zu tun hat, was fĂŒr mich dran ist. Mehr war es nie. Mehr wird es nicht sein. Weniger auch nicht. Das ist anspruchsvoll genug.

Sind die alten Systeme am Ende? Dann, wenn sie in mir ein Ende finden. Den SchlĂŒssel zur Freiheit hab ich selbst in der Hand. Er heißt Selbst-Bewusstsein.

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