
Auszug aus „Jammer nicht, lebe!“
Neulich saß ich mit jemandem am Tisch, der meine Worte wieder zerlegte, als wären sie kleine Puzzleteile, die nur er richtig zusammensetzen könnte. Früher hätte ich mich verbogen, Sätze nachgeschoben, mich erklärt, bis meine Stimme heiser wurde.
Aber diesmal blieb ich still. Ich nahm einen Schluck Wasser, spürte mein Herz – und merkte: Ich muss mich hier nicht mehr beweisen. Ich bin kein Rätsel, das gelöst werden will.
Dieser Moment hat mich überrascht, fast erschreckt… und gleichzeitig befreit. Ich bin mir selbst so wichtig geworden, dass ich nicht mehr darum kämpfe, verstanden zu werden.
Denn wer mich wirklich fühlt, braucht keine tausend Erklärungen. Und wer mich nicht fühlen kann, wird auch mit tausend Erklärungen nie ankommen.
Das war der Augenblick, in dem ich gemerkt habe: Mein Schweigen spricht lauter als jede Verteidigung.

Ich bin nicht mehr die, die ich mal war und genau das ist gut so.
Mein Körper hat mit mir gekämpft, mein Kopf gegen mich. Ich hab funktioniert, geschwiegen, durchgehalten, bis nichts mehr ging.
Ich dachte lange, das nennt man Stärke. Heute weiß ich: Echtheit ist stärker als Fassade.
Ich hab mich oft selbst gerettet, mit Worten, Gedanken, Trotz.
Und irgendwann aufgehört, mich für meine Geschichte zu schämen.
Ich bin nicht das, was mir passiert ist. Ich bin der Mensch, der daraus geworden ist.
Nicht perfekt. Nicht fertig, aber aufrecht.
Wenn du mich heute siehst, siehst du nicht, wie oft ich gefallen bin.
Aber du siehst, dass ich wieder stehe.
Und genau darum geht’s: Nicht darum, ohne Bruchstellen zu leben, sondern mit ihnen.

Originalbeitragseite: https://www.facebook.com/jammernichtlebe