Eine Einladung, das zu erkennen, was in uns schon immer wahr war
Es gibt einen Gedanken, der wie ein feiner Riss durch die gesamte moderne Spiritualität geht. Ein Gedanke, den wir kaum hinterfragen, weil wir ihn zu lange geglaubt haben. Ein Gedanke, der uns einerseits motiviert, uns zu entwickeln, und uns andererseits unfrei macht, weil wir dabei an der Oberfläche bleiben, anstatt in das zu sinken, was immer schon da war.
Dieser Gedanke lautet: Selbstliebe ist etwas, das wir erreichen müssen. Etwas, das wir üben müssen. Etwas, das wir uns endlich verdienen müssen.
Doch der zentrale Irrtum aller Selbstliebe Praktiken ist tiefer.
Selbstliebe ist eine Lüge.
Und in dieser Lüge steckt die größte Wahrheit des Menschen.
Denn genau dort, wo die Lüge zerfällt, beginnt die Erkenntnis unserer wahren Natur.
Wenn wir heute über Liebe sprechen, benutzen wir das Wort meistens in Bezug auf eine Beziehung. Wir sprechen über Liebe zwischen zwei Menschen, zwischen Mensch und Tier, oder über die Beziehung zu uns selbst. Wir glauben, Liebe könne wachsen, wenn wir sie pflegen, halten oder verstärken.
Doch das, was wir Liebe nennen, ist nicht das Festigen einer Verbindung. Wahre Liebe ist das Auflösen der Trennung, die zwischen uns und dem Moment liegt.
Wenn wir den Partner küssen, wenn wir mit einem Hund spielen, wenn wir uns ein Bad bei Kerzenlicht schenken oder alleine durch den Wald gehen, erleben wir nicht die Stärke einer Beziehung. Wir erleben vielmehr das Zusammenbrechen der gedanklichen Distanz zwischen uns und der Erfahrung. Wir erleben eine Momentform der Wahrheit, in der das Ich nicht mehr bemüht ist, sich gegen etwas zu wehren oder etwas festhalten zu wollen.
Eine Beziehung ist immer ein Versuch, zwei scheinbar getrennte Punkte zu verbinden. Doch wahre Liebe ist keine Verbindung. Wahre Liebe ist das Durchschauen der Illusion, dass zwischen diesen beiden Punkten jemals ein Abstand existiert hat.
In einem Moment echter Liebe verlieren wir etwas.
Wir verlieren unseren subtilen Widerstand gegen das, was ist.
Wir verlieren das ständige innere Streben, das Suchen, das Hoffen, das Festhalten.
Wir verlieren unsere Angst, unsere Erwartung, unser Wollen.
Und genau in diesem Verlust taucht das auf, was nie abwesend war.
Frieden.
Leichtigkeit.
Weite.
Präsenz.
Liebe.
Wenn wir mit Hingabe Sex haben, erleben wir nicht zwei Menschen, sondern die Ganzheit der Erfahrung. Kein Ich, das etwas bekommt. Kein Ich, das etwas leistet. Keine Dualität. Nur das Verschmelzen mit dem Moment selbst.
Wenn wir innig mit einem Tier kuscheln, ist es nicht die Beziehung, die uns erfüllt. Es ist der Verlust der gedanklichen Trennung. Die Hingabe an diesen einen Atemzug. Dieser eine Herzschlag. Dieser eine Augenblick.
Liebe ist niemals das Gewinnen von etwas.
Liebe ist das Aufgeben von etwas.
Das Aufgeben unserer gedanklichen Abwehr.
In dieser Freiheit offenbart sich die tiefe Wahrheit, dass nichts jemals getrennt war. Dass wir nicht verbinden müssen, was im Kern immer eins war. Dass Liebe nicht erschaffen wird, sondern sichtbar wird, wenn wir aufhören, uns innerlich gegen die Erfahrung zu stellen.
Wir brauchen keinen Partner, um Liebe zu fühlen.
Wir brauchen keine Kinder, keinen Erfolg, keine äußere Anerkennung.
Wir brauchen nur eines: Gegenwärtigkeit.
Das Sein selbst.
Das Bewusstsein, das niemals abwesend war.
In der modernen Spiritualität wird Selbstliebe meistens als eine Praxis beschrieben. Wir sollen uns akzeptieren, uns annehmen, uns vergeben und lernen, zu uns zu stehen. All diese Dinge können wertvolle Impulse sein. Sie können ein erster Schritt sein, wenn wir uns stark verurteilen oder innerlich gegen uns kämpfen.
Doch solange wir innerlich noch ja oder nein sagen können, solange wir uns entscheiden, akzeptieren zu müssen, solange wir bewusst üben müssen, uns anzunehmen, ist die Wurzel des Missverständnisses noch aktiv. Denn das innere Ja existiert nur, weil das innere Nein existiert. Und das innere Nein ist nichts weiter als ein Gedanke.
Ein Gedanke kann uns glauben lassen, dass etwas mit uns nicht stimmt.
Ein Gedanke kann uns glauben lassen, dass wir anders sein sollten.
Ein Gedanke kann uns glauben lassen, dass wir noch nicht genug sind.
Doch kein Gedanke kann die Realität verändern, dass wir Bewusstsein sind.
Dass wir Sein sind.
Dass wir immer schon die Präsenz waren, in der die Gedanken auftauchen und vergehen.
Wenn wir uns im Spiegel sehen und unsere Nase als schief wahrnehmen, ist der Widerstand nicht das Sehen. Der Widerstand ist der Gedanke, der sich dagegen wehrt. Der Gedanke, dass es anders sein müsste. Der Gedanke, der sagt, ich bin hässlich. Der Gedanke, der ein Gefühl erzeugt, das wir nicht haben wollen.
Doch weder die Wahrnehmung noch das Gefühl tragen Schwere in sich.
Die Schwere entsteht ausschließlich dadurch, dass wir innerlich nein sagen.
Wenn wir beginnen, einfach bewusst zu sein, ohne dieses Nein zu erschaffen, entsteht etwas anderes. Wahrnehmungen kommen und gehen. Gefühle tauchen auf und vergehen. Gedanken entstehen und lösen sich wieder auf. Alles wird leicht, weil wir aufhören, dagegen anzukämpfen.
Bewusstsein ist kein Tun.
Bewusstsein ist unser Sein.
Wir müssen nichts dafür tun, präsent zu sein.
Wir sind bereits präsent.
Immer.
Deswegen ist Selbstliebe kein Ritual, kein Werkzeug, kein Mantra, keine Praxis.
Selbstliebe ist das Aufgeben von Praxis.
Das Erkennen, dass wir nichts tun müssen, um Liebe zu sein.
Gegenwärtigkeit ist die Antwort.
Präsenz.
Einfach nur das bewusste Sein im Moment.
Wenn wir beginnen, unser Leben nicht als Weg zu betrachten, sondern als Bühne, auf der sich das Sein ausdrückt, verlieren wir den endlosen Druck, uns entwickeln zu müssen. Wir verlieren die Sehnsucht, irgendwann anzukommen. Wir verlieren die Idee, dass Frieden etwas wäre, das wir erst verdienen, erschaffen oder erreichen müssten.
Denn das wahre Missverständnis der modernen Spiritualität ist der Weg selbst.
Der Glaube, dass wir etwas finden müssen, das wir längst sind.
Der Glaube, dass wir uns heilen müssen, um endlich Frieden zu fühlen.
Der Glaube, dass wir uns erst entwickeln müssen, um endlich Liebe zu spüren.
Doch die Wahrheit ist einfacher und radikaler.
Du bist, was du suchst.
Seit dem ersten Atemzug.
Seit dem ersten Gedanken.
Seit der ersten Erinnerung.
Du bist immer du.
Dein Sein hat sich nie verändert.
Dein Wesen war nie getrennt, nie verletzt, nie unvollständig.
Alles, was sich verändert, sind Körper, Geist und Lebensumstände.
Doch das Ich, das Bewusstsein, der stille Hintergrund, bleibt unberührt.
Es braucht keine Reise, um dort anzukommen, wo du nie weggegangen bist.
Du musst keinen einzigen Schritt tun, um bei dir selbst zu sein.
Denn du warst nie einen Schritt entfernt.
Wie viele Wolken musst du auflösen, um den Himmel zu sehen?
Keine einzige.
Denn der Himmel ist immer sichtbar, egal wie viele Wolken davorziehen.
Der Himmel ist dein Sein.
Die Wolken sind deine Gefühle, deine Muster, deine Themen, deine Geschichten.
Sie kommen und gehen.
Sie verändern sich.
Doch sie verschleiern nie, was du bist.
Wenn du für einen Moment die Augen schließt und dich in dein Sein fallen lässt, spürst du es. Diese stille Weite. Diese unantastbare Präsenz. Diese Wahrheit, die nie verloren war.
Das ist deine wahre Natur.
Das ist Selbstliebe.
Nicht als Konzept, sondern als Erfahrung.
Nicht als Tun, sondern als Sein.
Nicht als Ziel, sondern als Erkenntnis.
Wir haben Jahrzehnte lang geglaubt, der Frieden läge am Ende eines langen Weges.
Doch Frieden entdeckt man nicht.
Frieden vergisst man nur, weil man im Lärm des Vordergrundes bleibt.
Unser Blick ist so sehr auf unsere Themen gerichtet, dass wir den Himmel dahinter übersehen. Wir versuchen alles, um die Wolken zu verändern, aufzulösen oder zu heilen. Doch wir vergessen, dass der Himmel unverändert bleibt, egal wie das Wetter aussieht.
Wahre Spiritualität ist nicht der Weg, die Wolken loszuwerden.
Wahre Spiritualität ist das Erkennen des Himmels, während die Wolken ziehen.
Es bedeutet, zu tun, was getan werden muss, aber nicht zu vergessen, wer wir dabei sind.
Es bedeutet, zu fühlen, zu erleben, zu leben, aber nicht zu übersehen, was unveränderlich in uns ruht.
Es bedeutet, aktiv am Leben teilzunehmen und gleichzeitig in deinem Sein zu ruhen.
Wenn du erkennst, dass du die Quelle von Frieden und Liebe bist, dass du das Bewusstsein bist, das niemals getrennt war, dann brauchst du nichts mehr. Kein Ritual, keine Methode, keine neue Praxis.
Dann endet der Weg dort, wo er begonnen hat.
In dir.
Wenn du jedoch bemerkst, dass du in deinem Alltag noch kämpfst, dass du in Mustern hängenbleibst, dass du emotional aufgewühlt bist, dass du dich von dir entfernst, dann bedeutet das nicht, dass du versagt hast. Es bedeutet nur, dass die Erkenntnis noch nicht vollständig in dein Herz gefallen ist.
Dann ist es möglich, dich stabil in dein Sein zurückzuführen.
Nicht als neue Methode, sondern als Erinnerung an das, was du bist.
Danke, dass du hier bist. Danke für dein Sein.
Danke, dass du dich erinnerst.
Lumyniquey

Rosi/esistallesda.de
Neu auf meinem Blog: Heilimpulse mit Layla & Sandra
Ich freue mich sehr, ab jetzt regelmäßig Beiträge von Layla und Sandra auf meinem Blog zu teilen. Ihre wundervolle, heilsame Arbeit berührt tief und öffnet Räume für Bewusstsein, Transformation und Heilung.
Es gibt noch so viel im kollektiven Feld zu klären, zu lösen und in Licht zu wandeln – und gemeinsam können wir diesen Weg liebevoll gestalten.
Danke, dass ihr mit uns geht.
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