Eine Zen-Geschichte über Geduld
Ein junger Mönch fragte seinen Meister:
„Meister, was muss ich tun, um inneren Frieden zu finden? Ich meditiere, ich übe, ich bemühe mich – doch nichts geschieht.“
Der Meister antwortete:
„Warte.“
Der Schüler runzelte die Stirn.
„Ich warte doch schon! Wie lange soll ich denn noch warten?“
Der Meister lächelte sanft und sprach:
„Wenn du wartest und gleichzeitig ungeduldig bist, wartest du nicht – du verlangst.
Wahre Geduld ist kein Warten auf ein Ergebnis.
Sie ist das Einverstanden-Sein mit dem Moment, so wie er ist.“
Der Schüler schwieg einen Moment.
„Und wie lerne ich das?“
Der Meister zeigte auf einen Baum vor dem Kloster:
„Siehst du diesen Baum? Er treibt neue Blätter, wenn es Zeit dafür ist.
Er beschleunigt nichts, er hält nichts fest.
Er ist Geduld.“
Der Meister schloss die Augen.
„Wenn du die Gegenwart annimmst, ohne zu drängen und ohne zu zögern,
wird Geduld in dir wachsen – so selbstverständlich wie ein Blatt am Ast.“
Der Schüler nickte langsam. Zum ersten Mal bemerkte er, wie still der Baum vor ihm stand.
Und wenn du genau hinsiehst, siehst du den Baum zuFRIEDEN lächeln:
Hast du je einen Baum lächeln gesehen?
Hast du je einen Baum lächeln gesehen?
Nicht mit einem Mund –
sondern mit seinem ganzen Sein und Werden.
Wenn der Wind durch seine Äste streicht
und jedes Blatt wie eine kleine Stimme flüstert,
dann lächelt er.
Wenn er Wurzeln schlägt,
tief, ruhig, ohne Eile,
dann lächelt er.
Wenn er Stürme aushält,
ohne sich zu beklagen,
dann lächelt er.
Und wenn du unter ihm stehst
und plötzlich ruhiger wirst,
dann lächelt er auch in dir.
Rosi
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