Viele Seelen tragen unbewusst die Vorstellung in sich, sie müssten irgendwo ankommen. Erleuchtet sein, geheilt sein, vollständig sein, angekommen in einer Zukunft, die verheißungsvoll wirkt und doch immer einen Schritt entfernt bleibt. Dieses Denken ist zutiefst menschlich und zugleich eine der feinsten Illusionen des Bewusstseins. Denn es nährt die Idee von Mangel im Jetzt und projiziert Vollkommenheit in ein Morgen, das niemals greifbar wird.
In Wahrheit existiert kein Ziel, das erreicht werden müsste. Es gibt keinen Punkt auf einer spirituellen Landkarte, an dem plötzlich alles richtig ist. Kein Siegel, das bestätigt, jetzt bist du genug. Das Leben selbst ist kein Projekt mit Enddatum, sondern ein lebendiger Atem, der sich ausschließlich im Hier und Jetzt vollzieht. Jeder Moment ist vollständig in sich, nicht als Vorbereitung auf etwas Kommendes, sondern als vollendeter Ausdruck des Seins.
Der Weg ist kein Mittel zum Zweck. Der Weg ist das Wesen der Erfahrung selbst. Jeder Schritt, jede Erkenntnis, jedes Stolpern und jedes Erinnern ist bereits das, wonach so viele suchen. Sobald der Geist glaubt, er müsse noch weiter, noch höher, noch tiefer, übersieht er die Wahrheit, dass er bereits mitten im Heiligen steht. Nicht weil alles perfekt ist, sondern weil alles lebendig ist.
Es gibt kein Ziel, weil das Leben kein Mangelwesen ist. Die Idee eines Ziels entsteht aus der Annahme, dass etwas fehlt. Doch im gegenwärtigen Moment fehlt nichts. Selbst Schmerz, Zweifel oder Unklarheit sind keine Abweichungen vom Weg, sie sind der Weg. Sie sind Einladungen zur Bewusstheit, nicht Hindernisse auf einer Strecke zu etwas Besserem.
Wenn erkannt wird, dass jeder Weg bereits jedes Ziel enthält, entspannt sich das innere Streben. Das Herz hört auf zu rennen und beginnt zu lauschen. Die Seele muss nicht mehr ankommen, sie darf da sein. In diesem Dasein geschieht Wandlung nicht durch Anstrengung, sondern durch Hingabe an das, was jetzt ist.
Das Hier und Jetzt ist kein Durchgangsraum. Es ist der heilige Raum der Schöpfung. Jeder Atemzug ist Ankunft. Jeder Augenblick ist Erfüllung. Nicht irgendwann, nicht später, sondern genau hier. Wer dies erkennt, geht weiterhin seinen Weg, doch nicht mehr auf der Suche nach einem Ziel, sondern in bewusster Gegenwart, wissend, dass jeder Schritt bereits das Ziel ist.
Deine Sandra Lumina Maya’Laya 
