Das Dienen, das ich meine, hat nichts mit Aufopferung zu tun.
Die Selbstlosigkeit, wie ich sie verstehe, nichts damit, selbst leer auszugehen oder sich selbst zu ΓΌbergehen.
Die AbhΓ€ngigkeit, von der ich spreche, hat nichts mit Hilflosigkeit zu tun, nichts mit UnterwΓΌrfigkeit und Ohnmacht. Sie meint die immerwΓ€hrende Verbundenheit mit allem, was ist. Die Symbiose aller Wesen, in dem Wissen darum, wer ich bin. In dem Wissen, um meine Grenzen. In der WertschΓ€tzung und dem MitgefΓΌhl mir selbst gegenΓΌber.
Um mein Selbst vergessen zu kΓΆnnen, muss ich erst einmal darum gewusst haben. Ich muss es finden, um es loszulassen.
Eine gesunde menschliche, spirituelle Bewusstseinsentwicklung fΓΌhrt immer erst mal zum Selbst und dann darΓΌber hinaus.
Ich muss wissen, wer und was ich bin. Und mit WER und WAS meine ich zwar auch den KΓΆrper, die GefΓΌhle, die irdischen BedΓΌrfnisse, vor allem aber dann weiterfΓΌhrend auch das, was weit ΓΌber den KΓΆrper hinausgeht. Ich meine mein geistiges Wesen, die spirituelle Natur, das Γber-Ich. Ich im ΓΌbergeordnete Sinne, als Teil des groΓen Ganzen. Mich in meiner GΓΆttlichkeit.
Mich in dem Gewahrsein, dass ich immer mit der Quelle verbunden bin, ja sogar die Quelle selbst bin.
Wenn ich gebe, fehlt mir danach nichts.
Wenn ich gebe, dann in Reinheit.
Ein Geben aus der FΓΌlle.
Ein Geben ohne Absicht.
Ohne Bedingung.
Ohne Wollen.
Ohne Zweck.
Weder um mich zu retten,
noch um andere zu retten.
Wenn ich recht drΓΌber nachdenke, dann lasse ich mein Selbst gar nicht los, sondern inkludiere es ins groΓe Ganze, in die nΓ€chste Bewusstseinsdimension. Es ist immer mit dabei. Jede hΓΆhere Dimension schlieΓt die darunter mit ein. Es ist tatsΓ€chlich Inklusion.
Ich er-wachse in die nΓ€chste Ebene. Mein Selbst erweitert sich. Der Blick weitet sich noch mehr. Das VerstΓ€ndnis fΓΌr das Γbergeordnete wird grΓΆΓer. Ich erfasse immer noch mehr.
Meine Handlungen begrΓΌnden sich nicht mehr auf dem kleinen Ich, sondern auf dem groΓen. Weder das eine noch das andere ist besser. Ich bin eben da, wo ich gerade bin. Und jeder andere auch. Nur kann halt kein Schritt ΓΌbersprungen werden. Vorm groΓen Ich, braucht’s das kleine.
Ich sag’s ja:
Bevor ich mich vergesse, muss ich um mich gewusst haben.

Geschrieben von Anja Reiche um 5/05/2023
https://www.anja-reiche.de/2023/05/von-der-selbstlosigkeit.html