Das Leben ist kein Problem, das es zu lösen gilt, sondern eine Erfahrung, die es zu machen gilt. Alan Watts

Alan Watts (1915–1973) war ein britischer Philosoph, Schriftsteller und Redner, der vor allem dafür bekannt wurde, östliche Weisheitstraditionen – wie Zen-Buddhismus, Taoismus und Hinduismus – einem westlichen Publikum zugänglich zu machen.

Hier ein paar Kernpunkte über ihn:

  • 🎓 Hintergrund: Watts wurde in England geboren, zog später in die USA und studierte Theologie. Er arbeitete eine Zeit lang als Priester der Episkopalkirche, bevor er sich ganz der Philosophie und Lehre widmete.
  • 📚 Schriften: Er verfasste über 25 Bücher, darunter The Way of Zen, The Book: On the Taboo Against Knowing Who You Are und Tao: The Watercourse Way.
  • 🎤 Stil: Er war ein brillanter Redner, humorvoll, poetisch und voller Bilder. Viele seiner Vorträge wurden aufgenommen und sind heute als Audio und Video weit verbreitet – oft mit Musik untermalt und millionenfach auf YouTube angehört.
  • 🌏 Themen:
    • Die Einheit von Mensch und Kosmos
    • Kritik an der westlichen Fixierung auf Kontrolle und Rationalität
    • Die Schönheit des „Hier und Jetzt“
    • Spiritualität ohne Dogma
    • Leben als „Spiel“ statt als Zwangsaufgabe
  • 💡 Sein Ansatz: Watts verstand sich nicht als Guru, sondern eher als „Übersetzer“. Er wollte westlichen Menschen einen Zugang zur östlichen Weisheit geben, ohne dass man gleich einer Religion beitreten musste.

Viele finden, dass er eine Art „Brücke zwischen den Welten“ gebaut hat – zwischen rationalem westlichem Denken und intuitiver, ganzheitlicher östlicher Philosophie.

👉 Ein typisches Watts-Zitat: „Das Leben ist kein Problem, das es zu lösen gilt, sondern eine Erfahrung, die es zu machen gilt.“

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Du siehst: Das grundlegende Missverständnis, in das die meisten von uns hineintappen, ist dieses: Wir glauben, wir müssten irgendwohin gelangen, etwas erreichen, jemand anderes werden als der, der wir schon sind. Also machen wir uns auf die große Lebensreise, als wäre sie eine gerade Straße mit Ziellinie – ein ferner Ort, an dem endlich alle Puzzleteile zusammenpassen. Doch diese Illusion eines „Ankommens“ erzeugt nur ein ständiges Gefühl der Unvollständigkeit. Sie nährt die Vorstellung, dass das Jetzt nie ganz reicht – dass du nie ganz reichst.

Aber lass mich fragen: Was, wenn es nirgendwohin zu gehen gibt? Was, wenn in genau diesem Moment bereits alles vorhanden ist, was du brauchst, um dich vollständig zu fühlen? Nicht als Möglichkeit, sondern als Wirklichkeit, die nur auf dein Erkennen wartet. Das Spiel ändert sich völlig, wenn du nicht aus Mangel, sondern aus Fülle handelst.

So zu handeln, als hättest du schon alles, ist keine Pose und keine Selbsttäuschung – es ist eine Rückkehr zur Vernunft, ein Wechsel deiner inneren Haltung. Du bittest das Leben nicht länger um Brotkrumen; du gehst hindurch, als wärst du die Autorin/der Autor seiner Seiten. Denn auf eine merkwürdige Weise bist du es. Wenn du gehst, sprichst, atmest und erschaffst, als wären deine Wünsche bereits dein Besitz, geschieht etwas Eigenartiges: Die Welt beugt sich – nicht weil du sie zwingst, sondern weil du aufhörst, sie zu blockieren.

Die Wirklichkeit ist nicht so starr, wie wir es gern hätten; sie ähnelt eher Musik als Mathematik – fließend, ausdrucksvoll, lebendig. Wie Musik „ergibt“ sie nicht an einem Punkt Sinn; ihre Bedeutung liegt im Entfalten, im Rhythmus, in der Gegenwart. Stimmst du dich auf diesen Rhythmus ein – lebst du, als wärst du bereits heil, bereits reich, bereits geliebt –, wirst du zum Tanz, statt bloß die Tänzerin/der Tänzer zu sein. Das ist kein so-tun-als-ob, sondern eine Einladung, zu erkennen: Deine innere Welt ist der Ausgangspunkt, nicht die Reaktion. Du lächelst nicht, weil die Welt freundlich ist; du lächelst – und oft lächelt die Welt zurück. So ist es auch mit Fülle, Liebe, Freiheit. Auf den „richtigen Moment“ zu warten, um dich frei zu fühlen, ist, als würdest du auf Stille warten, bevor du dein Lied beginnst.

„So tun, als ob“ ist kein Ego-Akt, sondern Hingabe an die tiefere Wahrheit: Du bist nicht das, was dir geschieht, sondern das, was durch dich fließt. Wer immer auf Beweise wartet, bleibt einen Schritt zurück. Wer erkennt, dass Glauben der Beweis ist – der bewegt Berge, der tanzt ohne Bühne, der ist frei.

Uns wird früh beigebracht, dass etwas fehlt – wir müssten streben, greifen, werden; Titel, Besitz, Beziehung, Erwachen, irgendetwas jenseits des Jetzt. So verinnerlichen wir: Ich bin nicht vollständig. Wir halten uns für eine Dauerbaustelle, hetzen einem fliehenden Ziel hinterher. Je mehr wir jagen, desto weiter rückt es weg. Denn die Idee, du seist jetzt nicht ganz, ist genau die Illusion, die Leiden erzeugt.

Die Wahrheit ist einfacher und tiefgründiger: Es fehlt nichts. Das Gefühl des Mangels ist eine Konstruktion des Geistes, ein Trick, der ihn in Bewegung hält. Hältst du inne und wirst wirklich gewahr – deines Atems, der Stille unter dem Lärm, des Pulsschlags des Lebens –, spürst du etwas Seltsames: eine Gegenwart, die keine Verbesserung braucht; ein Sein, das keine Reparatur verlangt; eine Ganzheit, die nicht aus dem stammt, was du hast.

Dieses chronische Gefühl der Unvollständigkeit ist wie ein Nebel, in den wir uns gewöhnt haben. Wir sagen: „Wenn ich das habe, bin ich ruhig; wenn ich jenes werde, bin ich frei.“ Doch mit jedem Meilenstein wandert die Ziellinie. So verschieben wir Glück, Frieden, Zufriedenheit immer in die Zukunft. Nimm den Lärm von Begehren, Greifen, Vergleichen weg – übrig bleibt Stille. Übrig bleibt Sein. Das ist das Du, das nie zerbrochen war: vor Rollen, Zielen, Identitäten. Kein leeres Vakuum, sondern Fülle – Ganzheit in reinster Form.

Wenn du das erkennst und fühlst, wirkt die Jagd plötzlich seltsam. Stell dir eine Welle vor, die verzweifelt versucht, Wasser zu werden – sie steigt, bricht, stürzt, um zu werden, was sie immer schon ist. So mühen wir uns, „würdig, geliebt, erfolgreich, erleuchtet“ zu werden, und vergessen, dass unser Wesen längst ganz ist – nicht „perfekt“, aber ganz. Das heißt nicht, dass du aufhörst zu wachsen; es heißt, dass der Ort, aus dem dein Tun entspringt, sich ändert: nicht mehr aus Mangel und Beweiszwang, sondern aus Freude, Inspiration, der Lust am Ausdruck dessen, was bereits in dir ist.

Wer weiß, dass er ganz ist, sucht keine Erfahrungen mehr, um ein Loch zu stopfen; er tritt mit dem Leben in Beziehung, weil es Ausdehnung seines Seins ist. So zu leben heißt, in Frieden zu leben – nicht weil alles leicht ist, sondern weil du nicht länger gegen das ankämpfst, was ist. Der innere Krieg endet, und mit ihm das Getriebensein, immer irgendwo anders, jemand anders sein zu müssen. Du beginnst dem Moment zu vertrauen, dir selbst, dem Leben – nicht als blinder Glaube, sondern als tiefe Wiedererkennung.

„Ich bin glücklich, wenn …“ – dieser Satz endet nie. Lässt du die Idee fallen, es müsse noch etwas hinzugefügt werden, endet die Jagd – und eine leise, beständige Freude steigt auf. Viele fürchten, ohne Jagd zu stagnieren; das Gegenteil geschieht: Aus der Gewissheit der Ganzheit werden Handlungen kraftvoller und bedeutender – Ausdruck statt Reparatur.

Dann wird jedes Jetzt genug, jeder Atemzug heilig. Sogenannt Gewöhnliches – ein Schluck Wasser, Sonnenwärme, Lachen – wird außergewöhnlich, weil du endlich anwesend bist. Das ist der Kern davon, „alles jetzt zu haben“: nicht Titel, Besitz, Trophäen – die kommen und gehen –, sondern das unerschütterliche Wissen, dass dir nichts fehlt. Du musst nichts erst werden, um des Friedens würdig zu sein. Zurückkehren kannst du jetzt. Du warst immer genug. Und in dem Moment, in dem du aufhörst, woandershin zu rennen, kommst du an – ganz dort, wo du bist.

„So handeln, als hättest du schon alles“ wird oft missverstanden. Es heißt nicht, etwas vorzuspielen oder dich selbst anzulügen. Es ist Er-innern: Wer bist du unter den Schichten aus Zweifel, Angst, Prägung? Nicht Täuschung – Erkennung. Die Welt sagt: „Warte, bis du es dir verdient hast.“ Also warten wir – auf Job, Partner, Applaus, „Durchbruch“. Wir verschieben unsere Fülle im Namen von „Realismus“.

So zu handeln heißt: nicht mehr warten. Nicht reaktiv leben, sondern ursächlich. Den Raum betreten, ohne nach Bestätigung zu suchen – in dem Wissen, dass deine Präsenz genügt. Das heißt nicht, Augen vor Umständen zu schließen; es heißt, dich nicht mehr damit zu identifizieren. Deine wahre Kraft liegt nicht in der Reaktion auf Sinnesbeweise, sondern im Gefühl, bereits der Mensch zu sein, der du sein willst. Paradox: Du wirst diese Version erst, wenn du aufhörst, sie zu werden, und beginnst, als sie zu leben.

Der Verstand fragt: „Aber ich habe es noch nicht – wie soll ich so handeln?“ Du lächelst sanft: „Ich muss es nicht haben, um es zu sein.“ Die äußere Form ist immer das Echo des inneren Zustands – und der innere Zustand liegt bei dir. Du kannst in einem stillen Raum nur mit deinem Atem sitzen und dich dennoch reich, auserwählt, übervoll fühlen. Lebst du von dort, antwortet die Welt – nicht, weil du forderst, sondern weil du nicht mehr widerstehst.

Das ist keine Arroganz, kein Größenwahn. Es ist das Ende der Zustimmung zur Kleinheit. Raus aus der Geschichte „Ich bin nicht genug“, hinein in eine tiefere Realität, in der Würde nicht bedingt, Liebe nicht verdient und Freude nicht aufgeschoben ist. „Und wenn es nicht klappt?“ – Diese Frage verrät das Missverständnis. Du tust es nicht, um etwas zu bekommen; du tust es, weil du etwas bist. Keine Transaktion – Transformation. Du stimmst dich auf Fülle/Frieden/Liebe ein – nicht als Garantie, sondern weil du dich dafür entscheidest zu sein.

Dies ist die Freiheit, die zählt: den Zustand zu wählen – unabhängig von äußeren Schwankungen. Es ist nicht leicht; die Welt zieht in alte Muster zurück. Doch jedes Mal, wenn du aus Wissen statt aus Brauchen handelst, erstarkt dein neues Fundament – es trägt dich selbst in Gegenwind. Ergebnisse kommen nicht immer sofort – wie Frucht nicht beim Säen reif ist. Aber etwas in dir ändert sich in dem Moment, in dem du aufhörst, Reaktion zu sein, und beginnst, Entscheidung zu sein.

So zu gehen, zu sprechen, zu atmen – aus dem Ort des Schon-Seins – heißt: Du bittest das Leben nicht um Erlaubnis, du gibst ihm Richtung. Das betrifft alles: wie du morgens aufstehst; die Stille, die du bewahrst, wenn man an dir zweifelt; die Energie, die deinen Worten vorausgeht. Menschen fühlen das – das Leben fühlt das.

Und vielleicht ist genau das der Punkt: nicht etwas „da draußen“ zu jagen, sondern endlich im Zentrum deiner selbst zu sitzen und zu erinnern. „So zu handeln“ ist kein Vorspielen, sondern Erwachen – der Schlüssel dreht sich von innen.

Wenn du so lebst, verschiebt sich zuerst innen die Energie: Haltung, Entscheidungen – nicht mehr aus Not, sondern geerdet, absichtsvoll, ganz. Und allmählich spiegelt die Welt es. Außen ist nicht Ursache, sondern Echo. Das Universum antwortet nicht auf das, was du willst, sondern auf das, was du bist. Sagst du „Ich bin würdig“, bewegst dich aber entschuldigend und zögerlich, nimmt die Welt die Zögerlichkeit wahr, nicht die Worte. Gehst du jedoch, als läge der Weg schon vor dir, suchst du nicht länger Ausrichtung – du bist sie.

Stell dir vor, du würdest morgen entscheiden, dass du die innere Fülle, Liebe, Freiheit, den Frieden bereits besitzt – als Ausgangspunkt. Wie würdest du sprechen, dich halten, wählen? Würdest du hetzen – oder dich im stillen, stetigen Rhythmus bewegen, der weiß: Alles ist gut? Diese Verschiebung geschieht in kleinen, konsequenten Entscheidungen: aus dem Herzen statt aus Angst sprechen; verlangsamen und zuhören; „Nein“ sagen zu Unstimmigem. Das Außen kann dann gar nicht anders, als nachzuziehen.

Warum ist „so handeln“ so wirksam? Es umgeht das ständige Beweis-Bedürfnis des Verstandes. Der Verstand sagt: „Zeig’s mir, dann glaube ich.“ Das ist die Sprache der Verzögerung. Die Sprache der Schöpfung sagt: „Ich glaube, und deshalb sehe ich.“ Nicht blind, sondern wissend: Die Quelle der Realität ist innen. Du „trickst“ das Universum nicht aus – du stimmst dich auf seine Gesetze ein. Du hörst auf, gegen deine eigene Kraft zu argumentieren.

Es geht nicht darum, Reichtum vorzutäuschen oder Masken aufzusetzen. Es geht um Integrität mit deiner höchsten Wahrheit: Du bist schon genug, schon verbunden, schon ganz. Von dort erschaffst du aus Freude, nicht aus Not. Du musst es nicht ausrufen – deine Energie spricht. Eine leise, magnetische Präsenz: Du forderst keine Aufmerksamkeit, du hinderst nur dein eigenes Licht nicht länger daran, zu strahlen.

Chancen, Türen, Gespräche, Ideen – sie beginnen sich zu fügen, nicht weil du sie jagst, sondern weil du im Strom schwimmst statt dagegen. Manchmal braucht das Außen Zeit; zwischen „so handeln“ und „Beweis sehen“ entdeckst du etwas Kostbareres als das Ergebnis: die Freude der Verkörperung. Du lebst als der Mensch, der du einst nur erträumt hast – und merkst: Du jagtest nie die Dinge, sondern das Gefühl, die Erfahrung, das Wissen. Und das ist jetzt verfügbar.

Also: Du wartest nicht auf ein Zeichen – du bist das Zeichen. Du suchst keine Beweise – du bist der Beweis. In dem Moment, in dem du lebst, als gehörte es dir, verkörperst du die Energie, die Welten erschafft.

Zu begreifen, dass das zukünftige Du bereits in dir existiert, heißt, aus der Illusion der Zeit auszutreten. Realität ist kein Weg, sondern ein Feld: Jede Version von dir existiert schon. Die Version, die in Frieden, Freude, Fülle, Liebe lebt, ist kein fernes Ziel, sondern eine Schwingung, die in dir nur auf Anerkennung wartet. „So handeln“ ist kein Fake; es ist die Wahl innerhalb des unendlichen Spektrums deiner Identität: Ich lebe nicht länger nach der Geschichte, die man mir gab; ich lebe aus der Wahrheit unter dem Lärm.

Nichts im Außen muss sich ändern, damit du so lebst – das ist das Geheimnis …