
Die Verschiebung der Zeitlinie
Ein Flüstern durch den aufgerissnen Saum,
wo Zeit die eben junge Stunde vergisst;
ein Augenblick — vielleicht nur Randglanz, nie gewesen,
ein Schatten über dem, was einstens war.
Die Uhren stocken, Sterne rücken leise;
ein Wellenschlag beugt Lot und heilige Linie.
Was war, verflüchtigt sich zum Traum,
der breite Strom verjüngt sich zum Gerinne.
Ein Schritt nach links — wo rechts das Los bereitstand —,
ein fremdes Tor tut lautlos auf.
Ein Atem, ein Blinzeln — alles wendet,
verlernt, erneut gelernt der Lauf.
Die Liebenden um einen Takt zu spät;
ihr Blick: vertraut und doch beschwert von Schicksal.
Der Krieg bleibt ungeschlagen, der König ungekrönt,
und eine andre Tinte färbt die Feder.
Und dennoch gehn wir weiter, unsicher, leicht getrieben,
durch dieses leise Kippen der Zeit.
Die Welt häutet sich, doch in uns
steigt unbeirrbar die Seele auf.
So fürchte nicht die Wege ohne Namen:
Die Sterne sind nicht in Stein geritzt — sie sind gesät.
Die Wandlung ist da: kein Fluch, vielmehr eine Gabe,
ein Funke, Schmiedefeuer im Riss der Zeit.