Magda Wimmer: „Knotenpunkt 1“, vom 11.11.2018

Die beiden Updates vom 31.Oktober waren gerade erst im Entstehen, als sich immer mehr die “Aufforderung” ihren Weg bahnte, dass ich in den nächsten Tagen eine Reise zu unternehmen hätte, weil es “dringende Arbeiten” zu machen gäbe. Als eine Art Versuch gab ich ein Datum ein und schneller als erwartet, war alles gebucht. Erst beim näheren Betrachten der Zeit, die ich in Prag verbringen sollte, wurde mir klar, um welche bedeutenden Tage es sich dabei handelt. Erst da konnte ich dann das Ausmass der Arbeit ein wenig erahnen…

Am Tag der Fahrt nach Norden würde der rückläufige Planet Uranus noch einmal für mehrere Monate zurück in den Widder gehen, was Bedeutung haben wird. Gleichzeitig ist es der Tag der US-Midterm-Wahlen.

Am Tag darauf, dem Haupttag dieser Reise, wird Neumond sein und zugleich wird der Mondknoten für eineinhalb Jahre vom Löwen zum Krebs wechseln. Auch das ist gross. Der Maya-Kalender beendet an diesem Tag die erste Welle im neuen Kalender-Umlauf. Etwas geht also zu Ende…

Und schliesslich würde am Tag der Rückfahrt der Planet Jupiter (der Königsplanet) für ein Jahr in den Schützen wechseln, der seine Heimat ist. Eine neue Welle beginnt in der Maya-Zählung: es ist die des Jaguars und Magiers.

Mit dem Zug ging es dann Richtung Prag und die holprigen Umstände dieser Fahrt deuteten an, dass es keine “freie Bahn” geben würde im Bezug auf die Arbeit in dieser Stadt. Auskünfte wegen der ständigen Änderungen gab es keine und das Zugpersonal erinnerte an längst vergangene (Ostblock-) Zeiten. Bei unserer Ankunft in Prag war es aufgrund der Verspätungen dann bereits dunkel geworden.

Ein erster Blick in die nächtliche Stadt war wichtig, denn am nächsten Tag sollte es gleich “in medias res” gehen – mitten hinein in die Arbeit, die zu machen war. Massen von Menschen waren noch unterwegs und je später es wurde, desto dichter wurden sie.

Ich bewegte mich zunächst entlang des Moldau-Flusses, um dann weiter hinüber in die Innenstadt zu wandern. Monumental erschienen all diese Bauten, von denen sich einer an den anderen reiht. Sie stehen schwer am Boden und die Besucher werden nach und nach von dieser “Bodenhaftung” erfasst. Es ist ein wahrlich schrilles Getümmel, das sich auf den grossen Plätzen hier abspielt, aber es schien keinen Weg zu geben, einen Kontakt zum Kern und zum Herzen dieser Stadt zu bekommen.

   

Vielmehr fühlt man sich nach einer Weile von der Architektur wie erschlagen und die Schriften von Franz Kafka, diese dunklen, abgründigen und schwermütigen Satz- und Sinn-Konstrukte, werden plötzlich verständlich.

Da wird jemandem “Der Prozess” gemacht, in der Missachtung von Menschlichkeit und Gesetzen und zwar durch eine Macht, die im Hintergrund agiert und die keiner durchschauen kann, gegen die auch keiner etwas ausrichten kann.

In der Erzählung “Das Urteil” treibt der übermächtige Vater den Sohn in den Tod durch Ertrinken, indem er ihn für die fehlende Unterwerfung unter seine Macht genau dazu verurteilt.

Wenn Kafka dann noch in seinem Roman “Das Schloss” jene hintergründige Macht beschreibt, die von einem Schloss ausgeht und die alles beherrscht, dann ist er sehr nahe an die Realität heran gekommen. Prag wird tatsächlich von dem beherrscht, was da im Hintergrund als “die Burg” steht… jener Ort, an dem am kommenden Tag nun bestimmte Arbeiten zu machen waren.

   

Kafka’s Gedankenwelt wurde noch einmal wach beim Frühstück im Keller des kleinen Hotels… als in dieser beinahe geisterhaften Kulisse sich die Menschen bewegten, als wäre ihnen der Prozess gemacht worden, in welchem sie dazu verurteilt wurden, sich selbst nur mehr als eine blasse und machtlose Figur am Schachbrett jener unsichtbaren Mächte zu begreifen, die vom Schloss aus alles dirigieren.

Mit der Linie 22 ging es dann hinauf zum “Hradschin”, die Burg der weltlichen und geistlichen Macht, die zu den grössten der Welt gehört. Aber auch der Stadtteil unterhalb wird so bezeichnet. Für eine Weile residierten hier auch die österreichischen Habsburger und heute ist es der tschechische Präsident. Was die kirchliche Macht betrifft, so sollten sich bestimmte Dinge dort zeigen, wo ich mich nun hin begeben würde: in den sogenannten Veits-Dom, der mächtig alles dominiert.

Draussen vor der Burg werden flughafen-ähnliche Kontrollen durchgeführt und der Ton dabei ist äusserst militärisch. Während ich die Brücke betrat, die an die Burg heranführt, raste eine Rettung mit Blaulicht an mir vorbei.

Erschüttert erblickte ich zu dieser frühen Morgenstunde in diesem Teil des Burghofes Massen von Menschen und es war, als wäre halb China hier vor Ort. Später sollten sie sich nur noch vervielfachen. Ich suchte nach einem Weg, um ein wenig Ruhe und Sammlung finden zu können, denn noch war alles ziemlich offen im Bezug auf das, was hier nun meine Aufgabe sein würde.

   

Vor der Abfahrt gab es ein paar Anweisungen, nämlich dass jenes “Boot” (unseres Bewusstseins), das seit einiger Zeit wieder die Galaxie durchfuhr und seit kurzem am Nordpol platziert war, hier herein zu holen sei… denn es ginge hier um den Norden und um einen Knoten, der noch zu öffnen wäre, damit die Kräfte wieder fliessen könnten. Das blau-weisse Band von Donau und Wolga würden dabei Schutz und Kraft spenden. Gestern, als wir mit dem Zug über die Donaubrücke fuhren, war Danu da – die grosse Mutter-Göttin unserer Donauländer. Tschechien gehört nicht dazu. Dieses Land aber wird von der Elbe durchströmt, welche hier entspringt und ihr Wasser dann Richtung Nordsee führt. Viele Ältestenräte aus anderen Sternensystemen, die auch die Arbeiten zuvor begleitet hatten, waren ebenfalls nun anwesend.

Eine erste Runde um den Dom herum brachte zwar ein wenig Ruhe, doch der Blick hinauf in seine Fassade liess mich erahnen, was da nun auf mich zukommen würde. Ähnlich wie vom Stephansdom in Wien blickten auch hier dunkle Gestalten herab und würde man sich eine Kirche nicht als menschenfreundliche Stätte vorstellen, dann könnte man glauben, man sei hier an einer dämonischen Geisterbahn angekommen.

   

Der Gang durch den Dom muss bezahlt werden und sobald man, nach einigen Hindernissen, seinen hinteren Teil betritt, tun sich die Schleusen auf: die Schleusen zur Hölle. Durch zwei Drehkreuze am linken Kirchenflügel werden die Menschen eingeschleust – eine riesige Gruppe nach der anderen. Die einen sind versehen mit Audio-Geräten und Kopfhörern, die anderen mit mehr oder weniger fachkundigen Führern.

Die Hoffnung auf einen ruhigen Platz in einer der Kirchenbänke war schnell zunichte, denn die waren mit dicken Seilen abgesperrt. Die Menschenmassen wurden um sie herumgelenkt, hinter dem Hochaltar vorbei. Wenn sie bei Verstand wären, würden sie auf jeden Fall das Weite suchen. Aber sie schlafen alle und sie werden hier nur durchgetrieben… Für eine Weile lasse ich mich vom Strom dieser Gruppen mitnehmen. Jede Nische zu unserer linken Seite ist mit Altären vollgebaut und mit Figuren, Engeln, Grabstätten, Schreinen und Reliquien irgendwelcher Heiliger versehen.

   

Ich setzte zunächst “das Boot” (unseres Bewusstseins) in das Kirchenschiff hinein, welches damals dem osirischen Totenkult abgerungen wurde, sodass es sich wieder dem Leben zuwandte statt dem Tod. Es war jetzt umgeben mit dem blau-weissen Band vom Nordpol (siehe letztes Update: http://inner-resonance.net/2018/10/31/der-innere-garten/) und füllte dieses kirchliche Schiff aus, welches noch immer Nacht für Nacht Osiris in die Unterwelt bringt. Die herrschenden Götter brauchen dieses Ritual. Wie dort, so beherrschen auch hier Tod, Leiden und Verderben die Szene.

Als ich mich dann dem grossen Altar mit seinem Hochaltar näherten, stockte mir immer mehr der Atem. Alles um ihn herum war wie von einem chaotischen Wirbel erfasst und in seinem Zentrum ging eine dunkle Spirale nach unten. “Der Veitstanz”, wurde ich erinnert und langsam erst war es mir möglich, einen halbwegs geradlinigen Gedanken zu fassen.

Es gab da am Anfang des 4.Jahrhunderts in Italien einen Jungen, den seine Eltern Vitus nannten und ihn weggaben, damit er eine christliche Erziehung erhielt. Angeblich war er Epileptiker und konnte Wunder tun. So holte ihn Kaiser Diokletian nach Rom, damit er seinen Sohn von einem bösen Geist heilt. Danach aber zwang er ihn, seinem Glauben abzuschwören und weil Veit sich weigerte, wurde er zuerst den Löwen vorgeworfen und dann in einen Kessel mit siedendem Öl gesteckt. Da beides keine Wirkung zeigte, wurde er nach seinem dennoch frühen Tod von der aufkommenden Kirche als Märtyrer und Heiliger verehrt. Seit 1355 ruhen seine Gebeine im Prager Dom.

Etwa zur selben Zeit hat sich, laut Überlieferung, damals eine Art Volksepidemie ausgebreitet, die auf der Grundlage von religiösen Wahnvorstellungen unwillkürliche Muskelzuckungen hervorbrachte und die Menschen tanzwütig werden liess, bis sie erschöpft zusammenbrachen. Man glaubte, sie seien vom Teufel besessen und betete zum heiligen Veit, dass er ein Wunder wirken möge. Heute habe diese Krankheit angeblich organische Ursachen und sei vererbt, was auch immer die Medizin darunter versteht.

   

Hier nun aber zeigte sich der Veitstanz als Höllentanz jener Mächtigen, die momentan das Geschehen auf unserem Planeten noch beherrschen – zumindest glauben sie es. Ihre innere Leere ist himmelschreiend, weil sie sich einst abgespalten haben von jener göttlichen Quelle, die alles durchströmt. Seither versuchen sie sich begierig auf alles zu stürzen, was ihnen zumindest vorübergehend “Erfüllung” bringen könnte. Sie rauben, opfern und fordern Menschenleben, denn Blut ist ihnen “heilig”. Und je mehr sie davon bekommen, desto grösser wird ihr Hunger. Das aber ist genau das, was hier passiert – immer noch und auf höchster Ebene. Das geht bis tief hinein in die kirchlichen und politischen Spitzen. Hier werden Menschen geopfert und Weltengeschicke gelenkt. Doch man kann sich nicht ewig von den Energien anderer nähren und deshalb sehen wir auch ganz offen jetzt schon, wie die Beteiligten immer mehr “getanzt werden” von ihren eigenen Untaten.

Ich bewegte mich zunächst um den Haupt-Altar herum und der wilde Tanz beruhigte sich dort ein wenig. Überall waren Wächter und Aufpasser, die darauf achteten, dass der Menschenstrom stets in Bewegung blieb und niemals ins Stocken geriet. Auf diese Weise schleuste man sie alle um einen Platz herum, der sie in seinen Bann nahm, ihnen einen ganz bestimmten Stempel aufdrückte und sie dann sofort wieder entliess. Das erinnerte mich an Nofretete im ägyptischen Museum von Berlin.

Auf der drüberen Seite angekommen, blieb ich stehen und starrte auf die Kulisse eines silbernen Altares, der von einem österreichischen Künstler stammt. Dahinter, und in der Mitte der Kirche war dann dieses Habsburger-Mausoleum zu sehen und hier machte ich Halt und kehrte um. Gegen den Strom ging es nun zurück auf die andere Seite und ich folgte wiederum meinen Gefühlen, die direkt neben dem Altarbereich sofort abzustürzen drohten. Es war da plötzlich ein Loch, eine Niemandswelt, eine riesige Barriere. In meiner Hand hielt ich jenen Lapislazuli, der mit einem zweiten gemeinsam damals das Tor bildete, durch welches bei früheren Arbeiten die uralte Lebenskraft (der Dreizehnten Weisen) nach der Katastrophe von Atlantis wieder zurückkehrte.

   

“Der Knoten wird geöffnet!”, hiess es dazu und ich wiederholte es, bis ich wieder auf der anderen Seite angekommen war. Vor dem Altar blieb ich stehen, während weiterhin Massen von Menschen vorbeizogen, Selfies machend und mit erhobenen Tablets, als wären sie hier in einem Theater. Und auf eine gewisse Weise waren sie es auch.

Durch das Boot ging nun der “grüne Strahl der Erde” und er umfasste den Platz. Augenblicklich wurde es still. Die Umrisse der Szenen, die sich hier und weit unterhalb des Altares abspielten, standen klar vor meinen Augen und lösten sich anschliessend auf. Hier, an diesem Knotenpunkt wurden die Völker geknebelt, der Austausch und Durchfluss unterbunden und der Lebensgeist eingekerkert. Die Löwen in dieser Kirche und in der ganzen Stadt zeugen davon.

Der Platz wurde bereinigt und der Strahl ging dann tief in den Hügel hinein. Er berührte dort etwas… das sich erst später zeigen sollte. Für mich aber war diese Arbeit hier beinahe beendet. In Marschrichtung ging ich die Runde zu Ende und verliess die “heiligen Hallen”, ohne mich noch einmal umzudrehen.

   

Draussen stand der riesige Obelisk, so wie sie überall an solchen Stätten stehen. Er wurde nach 1920 aus böhmischem Naturstein gefertigt, angeblich als Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges – angeblich. Erst vor etwa zwanzig Jahren bekam er dann eine vergoldete Metallspitze. Direkt neben ihm gab es das obligate Monument mit dem Drachentöter. Danach war der Weg frei hinauf in den Seitenturm. Zu Fuss etwa 300 Treppen hochgehen, das ist den meisten Touristen dann doch zu viel und so war es ein einsamer Aufstieg entlang der Wendeltreppe. Es war eine Wohltat nach all der menschenbedingten Enge in den Kirchenseiten und auch draussen am Burghof.

Der Blick hinunter machte das Ausmass dieser Burg erst sichtbar, während die Stadt zur Mittagszeit noch in einem Nebeldunst lag. Das alles war für mich aber zweit-rangig. Es galt nun, die Kraft dieses Hügels auszuloten und dabei zu öffnen, was möglich war. “Das Boot” begann sich langsam aus dem Dom heraus zu heben… während ich bereits am Abstieg war. Vorne am Dom, dort wo der Altar liegt, berührte ich die Aussenmauer noch kurz mit dem Lapislazuli. Das Tor öffnete sich und “das Boot” stieg Richtung Norden auf, um die Botschaft zu bringen… Auch die Seelen derer, die an diesem Platz ihr Leben lassen mussten, werden von hier aus nun befreit werden.

Langsam verliess ich die Burg und es dauerte eine Weile, bis ich durch die hereinströmenden oder nach vorne drängenden Menschenmengen meinen Weg fand. Ich atmete durch, bevor mich dann der Trubel der Stadt umfing.

   

Copyright: Magda Wimmer – http://inner-resonance.net

 

Da das Schreiben an diesem Update genauso anstrengend war,

wie die Arbeit vor Ort, werde ich es für heute beenden.

Eine Fortsetzung unter dem Titel „Knotenpunkt 2“

wird in den nächsten Tagen erscheinen!