Mit Arthos durch das Jahr Tagesbotschaft 05. Juli

Heute ist ein guter Tag, um das Menschsein als Privileg zu betrachten, und nicht als Herausforderung. Ein Leben als Mensch führen zu können, ist eine aussergewöhnliche und seltene Chance: die Gelegenheit, der eigenen Seelenreise die Krone der Erkenntnis aufzusetzen. Die Krone der Erkenntnis besteht nicht aus dem Blei des Egos, sondern aus dem Gold der Seele. Die Seele ist gewissermassen ein Körnchen, das Bestandteil einer unvorstellbar grossen Mine ist. Die Eigenschaften des Körnchens entsprechen – zumindest im Wesentlichen – den Eigenschaften der Mine. Das Körnchen ist aber nicht die Mine.

Wenn du das Menschsein als Herausforderung betrachtest, dann weil dein Menschenbild vom bleiernen Ego gemalt wurde. Das Ego ist ein Fälscher, kein Schöpfer. Seine Schöpfungen sind nur schlechte Kopien, und keine Originale. Es ist zwar ein Künstler darin, Zorn, Neid, Angst und Gier, Zweifel, Zwietracht, Hass und Gewalt zu säen und zu ernten, doch diese Kunst ist nicht das, was das Privileg, ein Mensch zu sein, ausmacht, sondern das, was die Chance vereitelt, das Menschsein im höheren Sinne zu nutzen.

Nutzen kannst du die Chance Mensch zu sein im höheren Sinne nur, wenn du sie erkennst, und um sie zu erkennen, musst du die Illusion erkennen, in der du als Mensch agierst, da du dich für das falsche Selbst hältst. Nur dann kannst du den wahren Wert erkennen, der nicht im Sichtbaren liegt, sondern in der Transzendenz. Das Sichtbare bildet nur den Schatten der unsichtbaren Wirklichkeit, so wie das Vergängliche den Schatten der Ewigkeit bildet.

Der Materialist ist ein Meister der Schattenwelt, der alles daran setzt, den Schatten zu verstehen und zu beherrschen, um seine Bestandteile zu geniessen. Da er glaubt, das Leben sei aus Materie entstanden, glaubt er auch, dass es dazu gedacht ist, sie zu beherrschen, um sie zu geniessen. Der Materialist kennt keine Ewigkeit, so wie er auch die Wirklichkeit nicht kennt, denn er ist im Sichtbaren gefangen. Er glaubt, alles was es gibt, ist das, was er sehen kann, und so glaubt er auch, dass nur das, was er sehen kann, erstrebenswert und wertvoll ist.

So verpasst der Materialist die überaus seltene Gelegenheit, das Leben als Mensch zu nutzen, um das Übermenschliche zu erkennen und zu erreichen, das sich auch in ihm befindet, das er aber nicht versteht. Er hält sich für den Menschen, der besser oder schlechter ist als andere, wichtiger oder unwichtiger, reicher oder ärmer, erfolgreicher oder erfolgloser. Von wahrem Erfolg hat er nicht einmal den Hauch einer Ahnung, denn er glaubt, Erfolg sei das, was er erntet, wenn er bleierne Früchte im Schweisse seines Angesichts sät oder anderen ihre Früchte raubt. Dabei vergrössert er jedoch nur das Bleikörnchen in seinem Bewusstsein und macht es zu einer irgendwann das gesamte Bewusstsein ausfüllenden und beherrschenden Mine, anstatt sich dem Gold zu widmen, das seine wahre Essenz bildet.

Der Materialist weiss nicht, dass er ein Goldkörnchen nicht nur in sich trägt, das Teil einer unvorstellbar grossen und wertvollen Mine ist, sondern dass er in Wirklichkeit sogar dieses Goldkörnchen ist. Stattdessen hält er sich als Bleikörnchen für die ganze Bleimine. Das ist die Illusion, in der er als Mensch agiert, und da er so agiert, verpasst er die Chance seines Lebens als Mensch, egal wie erfolgreich und reich, wichtig und gut er sich im Schatten der Wirklichkeit fühlen mag.

Der Schatten der Wirklichkeit ist keine Illusion. Der Schatten ist real. Die Illusion wird im Geist erzeugt und überschattet das Bewusstsein. Der Geist eines Materialisten denkt, fühlt und will materielle Chancen nutzen und materielle Gefahren abwehren. So unterscheidet er sich nicht vom Tier, das ebenfalls materielle Chancen nutzen und materielle Gefahren abwenden will. Das Tier handelt instinktiv, um zu essen, zu schlafen, sich zu paaren und sich und sein Revier zu verteidigen. Wenn der Materialist das ebenfalls tut, was unterscheidet ihn vom Tier? Kann er die Chance, die er als Mensch hat nutzen, wenn er wie ein Tier handelt?

Nein, das kann er nicht und das wird er nicht, solange er seinen Geist nicht auf die transzendentale Wirklichkeit richtet, um Gott zu begegnen. Gott ist kein Geldschein. Gott ist auch kein Diamant, kein Haus, kein Auto, kein Boot und kein Steak. Gott ist keine Firma, und Gott hat auch kein Logo. Gott hat weder ein messbares Gewicht, noch eine messbare Grösse. Gott ist all das und hat all das, was der Materialist, der sich für sein falsches Ego hält, das Gott imitiert, gerne sein und haben möchte, und Gott ist noch unvorstellbar viel mehr.

Gott ist der Besitzer der sechs Füllen in Vollkommenheit. Die Persönlichkeit Gottes besitzt Kraft, Ruhm, Reichtum, Wissen, Schönheit und Entsagung in unbegrenzter Fülle. Und trotzdem erklärt der Materialist Gott für wertlos und frönt stattdessen lieber seinen atheistischen Illusionen, um die Früchte des Schattens zu geniessen. Dabei verdunkelt sich sein Bewusstsein, seine dämonischen Eigenschaften treten hervor, und er unterliegt den sechs Wandlungen des Körpers: Er wird geboren, wächst auf, reift heran, zeugt Nachkommen, zerfällt und gerät in Vergessenheit.

Der Materialist kann die Chance des Menschseins nicht nutzen, weil er davon überzeugt ist, dass es für ihn keine Ewigkeit gibt. Und so hat er Angst vor dem Tod, denn dann ist für ihn alles vorbei. Daher versucht er als falsches Selbst die Zeit bis zum Tod zu nutzen, um Kraft, Ruhm, Reichtum, Wissen und Schönheit zu erlangen anstatt den materiellen Anhaftungen zu entsagen und so die Pforte zur Ewigkeit zu öffnen. Nur durch diese Pforte strömt wahres Licht in sein Bewusstsein, und wahres Licht ist wahres Wissen. Es ist das Wissen von und über die transzendentale Wirklichkeit und ihre Quelle, die Höchste Persönlichkeit Gottes, von der die Seele ein winziges Teilchen ist.

Die Chance des Menschseins besteht darin, die Seele zu erkennen, sich mit ihr zu identifizieren und die Überseele zu erkennen und ihr zu dienen, um die Seelenreise zu beenden. Das Ende der Reise bedeutet nicht den Tod der Seele, sondern nur den Tod der Illusion, was dem Tod des falschen Selbst gleichkommt, das wesentlicher Teil der Illusion ist.

Das Ziel der Seelenreise ist es, in die Wirklichkeit der Ewigkeit Gottes, in Sein Königreich, zurückzukehren, um Ihm individuell in wahrer Liebe und Hingabe zu dienen. Dieses Ziel wird nicht erreicht, indem das falsche Selbst getötet wird. Die Tötung des falschen Selbst währe sein Selbstmord, und Selbstmord ist weder in der Illusion noch in der Wirklichkeit hinnehmbar, denn Selbstmord bedeutet, die Pforte der Erkenntnis für lange Zeit zu schliessen. So kommt niemand ins Licht, sondern fällt nur noch tiefer in die Dunkelheit der Unwissenheit.

Das Menschsein kann die Krönung der Bewusstseinsentwicklung bedeuten, denn es gibt kein höheres Bewusstsein als das menschliche. Nur als Mensch hast du die Chance, die Pforte der Erkenntnis zu erkennen, zu erreichen und sie zu öffnen. Laut den vedischen Schriften gibt es 8.400.000 verschiedene Lebensformen, und 400.000 davon sind menschlicher Art. Das Bewusstsein ist in den menschlichen Formen am weitesten entwickelt, was jedoch nicht bedeutet, dass es kein zurück mehr gibt. Ganz im Gegenteil: Wird die Chance nicht genutzt, besteht sehr wohl die Möglichkeit, wieder zu fallen.

Der Aufstieg oder Fall unterliegt dem Karma und nicht einfach nur dem Willen. Du kannst wollen, was du willst: das, was du bekommst, das, was du wirst und das, was du erfährst, beruht auf dem, was du denkst, fühlst, willst und tust. Es beruht auf dem, was du bist.

Wenn du Tiere tötest, um sie zu geniessen oder einfach nur weil du Spass daran hast, kann es durchaus sein, dass du genau dem Tier irgendwann begegnest, das du getötet oder zu dessen Tod du beigetragen hast, und dass es dann dich tötet oder zu deinem Tod beiträgt. Oder du wirst selber zu so einem Tier. Vielleicht bist du auch vollkommen unbeweglich in deinem Bewusstsein, und dann liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, dass du im nächsten Leben den Körper eines unbeweglichen Baumes erhältst.

Dein aktueller Körper ist kein Wunschprodukt, sondern Ergebnis vorheriger Geistestätigkeit und deiner Handlungen. Du suchst dir deinen nächsten Körper nicht aus, sondern bekommst ihn zugewiesen. Somit ist er in gewisser Hinsicht das Ergebnis dessen, was du im vorherigen Leben warst. So gesehen macht es Sinn, alles Materielle einmal aus einer höheren Perspektive zu betrachten und dich nach den wahren Zielen zu strecken, die transzendental zu den vergänglichen Verlockungen sind, auf die du dein Leben normalerweise ausrichtest.

Du bist nicht das Blei, sondern das Gold, und das wahre Ziel ist auch nicht die Blei-, sondern die Goldmine. Also besteht die Chance des Menschseins darin, den alchemistischen Prozess durchzuführen, der das Blei des Egos in das Gold der Seele verwandelt. Dieser Prozess ist keine materielle Selbstbefriedigung, sondern ein Opfer, das du erbringst. Du opferst dein materielles Selbst, um das höhere Selbst zu verwirklichen, das ein winziger individueller Teil des Höchsten Selbst ist. Erinnere dich: Gott ist nicht nur die Quelle, sondern auch das Ziel.

ICH BIN auf dem Weg der Erkenntnis, um das Blei des Egos in das Gold der Seele zu verwandeln.

Diese Botschaft ist an Selina und mich gerichtet. Wir nehmen sie für uns an, richten uns danach und geben sie hiermit auch an all diejenigen weiter, die ebenfalls bereit sind, an sich zu arbeiten, um sich spirituell zu entwickeln. Spirituelle Entwicklung, das Ziel des Lebens, gipfelt in der Hingabe an Gott. Diese Hingabe setzt die Überwindung des falschen Egos voraus. Damit einher geht die Erkenntnis, nicht der Körper, sondern die Seele zu sein, die ein winziges Teilchen Gottes ist. Philosophische Grundlage dieser Botschaften ist das vedische Wissen von der absoluten Wahrheit Gottes wie es u.a. in der Bhagavad-gītā und im Śrīmad-Bhāgavatam verkündet wird.

Bild von Leandro De Carvalho auf Pixabay

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