
Ăber Aufwachprozesse und die Geburt einer neuen Kultur
Manches will gesagt oder geschrieben werden, weil es sonst keiner sagt oder schreibt â wenn es mir keiner erklĂ€rt, dann muss ich es mir selber erklĂ€ren.
Und manches will geschrieben werden, weil dem Autor sonst langweilig ist.
Eines davon kann schon ausreichende Motivation fĂŒr die folgende Gedankensammlung sein. Ich verspreche aber auch, mich trotz aller Versuchungen bei den entscheidenden Punkten auf Andeutungen zu beschrĂ€nken.
Teil I: Aufwachprozesse
GroĂe Erwartungen erfĂŒllen den Aufwachraum der psycho-politischen AnĂ€sthesieabteilung. Die meisten liegen noch still trĂ€umend im tiefen Koma, aber unter den Aufwachenden ĂŒberlappen sich Traumbilder und erste Wahrnehmungsfetzen der RealitĂ€t in einem schwankenden Gemisch von Aufregung und verzweifelter Ungeduld. Die eigentliche Aufwachphase ist die unruhigste von allen, weil die jahrzehntelange, fĂŒr die meisten lebenslange Sedierung nachlĂ€sst und zunĂ€chst unkontrollierte Kampf-oder-Flucht-Reflexe freilegt, die im halbschlafĂ€hnlichen Zustand noch voller verzerrter Bilder ohne RealitĂ€tsbezug sind. Man kann die Aufgewachten recht leicht von den Aufwachenden in ihren verschiedenen Stadien unterscheiden anhand der Ruhe, Besonnenheit und Sicherheit, die proportional mit der BerĂŒhrung mit Wirklichkeit wachsen. Das Personal bewegt sich sehr ruhig und geschmeidig zwischen den BettenâŠ
Keiner der Neuankömmlinge weiĂ, wo er ist. Aber sie gehen sehr unterschiedlich damit um. Denn jeder kommt aus einer etwas anderen Traumwelt, die noch lange nicht erkannt und noch weniger abgestreift ist. WĂ€hrend das freundliche Personal die Spritzen zur verstĂ€rkten kollektiven Narkoseausleitung vorbereitet, braucht es vielleicht ein paar Hinweise fĂŒr die vertrĂ€umten RĂŒckkehrer zur Orientierung und zum störungsfreien Umgang mit den lauteren und aufsehenerregenden GefĂ€hrten in dieser forcierten AusnĂŒchterungskur.
Aufwachen bedeutet nicht zu erwachen so wie Aufwachsen nicht das gleiche ist wie Erwachsen (werden). Das eine ist eine VerĂ€nderung der Wahrnehmung ohne SelbstverĂ€nderung. Das andere ist der Ăbergang in ein neues Selbstgewahrsein und eine neue IdentitĂ€t.
Aufwachen ist wie zu erkennen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Und man ist dann umgeben von lauter Kindern, die das nicht verstehen. Die Sache mit dem Weihnachtsmann haben die meisten heutzutage ja verstanden, aber das war es dann im GroĂen und Ganzen auch schon.
Der eigentliche Aufwachprozess beginnt erst ab dem Moment, in dem man versteht, worum es eigentlich geht und um was es alles nicht geht. Alles andere bis dahin ist nur Vorbereitung. Durch Ă€uĂere HammerschlĂ€ge gezwungen zu werden, hier und da mal ein bisschen genauer hinzuschauen ist noch kein Aufwachen, höchstens eine somnambule Lernerfahrung.
Das âGreat Awakeningâ ist ein notwendiger Lernprozess, ein Augenöffner, aber kein Erwachensprozess. Die Menschen werden kollektiv wacher, weil sie geweckt werden und nicht weil sie von innen heraus, aus sich selbst heraus irgendeine Umwandlung initiieren. Das Aufwecken ist nötig, um von der sinkenden Titanic hinĂŒber in die Arche einer neuen Kultur und planetenweiten neuen sozialen Ordnung zu wechseln. Dort können und werden die meisten dann wieder einschlafen bzw. weiter dösen können.
Nicht die Menschen Ă€ndern sich oder mĂŒssten sich verĂ€ndern, sondern die Kultur, in die sie hinein geboren werden, in der sie leben und sich entfalten.
Das ist es, worum es in diesem Artikel gehen soll: die Differenzierung von individuellen BewusstseinsverĂ€nderungen und kulturellen Paradigmen- und Narrativwechseln. Der plötzliche Wechsel vieler oder sogar aller grundlegender Narrative ĂŒber die Welt, ĂŒber die Menschen und wie alles funktioniert, ist ein eher seltenes Ereignis in der Menschheitsgeschichte. Die meisten Anpassungen und Evolutionsschritte finden langsam ĂŒber gröĂere ZeitrĂ€ume statt, betreffen meist nur ein Segment der Sozialisierung und Anschauungen und ereignen sich auĂerdem erst nur sporadisch bevor sie allgemeinwirksam werden.
Diesmal probiert die Menschheit etwas Neues, indem sie die notwendigen Anpassungen in ihrer psychischen und geistigen Entwicklung ĂŒber Hunderte von Jahren hinauszögerte und durch ein hypnotisches Wegschauen versuchte zu ignorieren. Dadurch entstand ein Entwicklungs- und LernrĂŒckstand, der sich zu einer gewaltigen Kluft zwischen Weltbild und realer Welt auswuchs. Jetzt brechen die kĂŒnstlichen (Stau-)dĂ€mme und ĂŒberfluten die Menschheit mit einer gewaltigen Welle an TotalverĂ€nderungen.
Kehren wir zurĂŒck in den Aufwachraum.
[Weiterlesen: https://catwise.de/aufbrueche-in-ein-neues-bewusstsein/]