Auf Spurensuche nach Natürlichkeit, Bastian Barucker

Ein Zehn-Schritte-Programm zum Aufbau von Widerstandskraft und Resilienz

von Philip Zimbardo und Cindy X. Wang aus dem Buch “der Luzifer-Effekt”

Einführung

Im Jahre 1971 führt der Psychologie-Professor Philip Zimbardo ein bedeutendes Experiment an der Stanford Universität durch. In einem aktuellen Artikel von Okko Tom Brok beschreibt der Autor das Geschehen wie folgt:

Dass Bosheit keinen Mangel an Intellekt darstellt, wurde durch das Stanford Prison Experiment in den frühen 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit der schlichten Einladung zu einem kleinen psychologischen Experiment bei 15 Dollar Tagesverdienst lud der Psychologie-Professor Philip Zimbardo vor genau 50 Jahren zahlreiche studentische Teilnehmer (Frauen wurden nicht beteiligt) in einen Keller der Universität Stanford ein, um dort eine makabre Gefängnissituation zu simulieren. Im Versuchsaufbau sollten die „Wärter“ die viel zu strengen Regeln des fiktiven Gefängnisses gegenüber den „Insassen“ um jeden Preis durchsetzen. Die Insassen erhielten nach ihrer Einlieferung Gefangenenkleidung und eine Fußkette, wurden von den Wärtern gefilmt und rund um die Uhr ihrer Privatsphäre beraubt. Als bereits nach einem Tag eine Gefangenenrevolte ausbrach, wurde ein System aus Strafen und Belohnungen implementiert, um die Insassen ruhigzustellen. Bereits nach wenigen Tagen waren mehrere Teilnehmer schwer traumatisiert. Das Verblüffende war: Die Wärter und sogar Zimbardo selbst leisteten den Anweisungen nicht nur Folge, sondern gewannen schließlich Gefallen an der grausamen Züchtigung ihrer Gefangenen. Der „Erfolg“ des Experiments war so durchschlagend, dass Zimbardo auf Druck seiner Getreuen den Versuch vorzeitig nach wenigen Tagen abbrach.

Zimbardo verfasste auf Grundlage seiner Erkenntnisse das Buch der Luzifer Effekt, in dem er den folgenden Zehn-Stufen-Plan veröffentlichte.

Zu der Wissenschaftlichkeit des Stanford-Experiments gibt es jedoch auch ernstzunehmende Kritik. In dieser Kritik geht es darum, inwiefern Zimbardo Einfluss auf die Wächter nahm und somit das Experiment absichtlich eskalierte. Eine sehr umfassende und auch vernichtende Kritik verfasste Thibault Le Texier im Jahre 2019 im “American Psychologist”. Darin kommt er zu folgendem Schluss:

“Das Stanford Prison Experiment (SPE) ist eine der berühmtesten Studien der Psychologie. Es ist aus vielen Gründen kritisiert worden, und dennoch haben die meisten Lehrbuchautoren diese Kritikpunkte in ihren Diskussionen über das SPE ignoriert und damit sowohl Studenten als auch die Öffentlichkeit über die fragwürdige wissenschaftliche Validität der Studie in die Irre geführt. Daten, die durch eine gründliche Untersuchung der SPE-Archive und Interviews mit 15 Teilnehmern des Experiments erhoben wurden, stellen den wissenschaftlichen Wert der Studie weiter in Frage. Diese Daten untermauern nicht nur frühere Kritikpunkte an der SPE, wie z. B. das Vorhandensein von Nachfragemerkmalen, sondern liefern auch neue Kritikpunkte an dem SPE, die auf bisher unbekannten Informationen beruhen. Zu diesen neuen Kritikpunkten gehören die voreingenommene und unvollständige Datenerhebung, das Ausmaß, in dem sich das SPE auf ein Gefängnisexperiment stützte, das von Studenten in einer von Zimbardos Klassen drei Monate zuvor entwickelt und durchgeführt worden war, die Tatsache, dass die Wärter genaue Anweisungen bezüglich der Behandlung der Gefangenen erhielten, die Tatsache, dass den Wärtern nicht gesagt wurde, dass sie Versuchspersonen sind, und die Tatsache, dass die Teilnehmer fast nie vollständig in die Situation eingetaucht sind.”

Der Originaltext

Betrachten wir einige der sozialpsychologischen Prinzipien, die die Übel begünstigt haben, die wir im Laufe unserer Reise in das Herz der Finsternis gesehen haben. Wir können Varianten dieser Prinzipien nutzen, um Menschen dazu zu bringen, das Gute zu betonen und das Negative in ihrem Leben zu beseitigen. In Anbetracht der verschiedenen Arten der Beeinflussung ist es notwendig, die Widerstände auf die jeweilige Art zuzuschneiden. Die Bekämpfung falscher, dissonanter Verpflichtungen erfordert andere Taktiken als der Widerstand gegen Strategien, die auf uns angewandt werden, um Zustimmung zu erlangen. Die Konfrontation mit überzeugenden Reden und mächtigen Kommunikatoren zwingt uns dazu, andere Prinzipien anzuwenden als im Umgang mit denen, die uns entmenschlichen oder deindividualisieren wollen. Es gibt auch andere Wege, das Gruppendenken zu unterlaufen, als die Wirkung von intensiven Anwerbern zu verändern. In den vorangegangenen Abschnitten dieses Widerstandsleitfadens habe ich einige spezifische Vorschläge gemacht, wie man sich verschiedenen Arten von sozialem Einfluss widersetzen kann.

Hier ist mein 10-Schritte-Programm, um den Auswirkungen unerwünschter sozialer Einflüsse zu widerstehen und gleichzeitig die persönliche Widerstandsfähigkeit und bürgerliche Tugend zu fördern. Dabei werden Ideen verwendet, die verschiedene Beeinflussungsstrategien überschneiden, und es werden einfache, wirksame Methoden für den Umgang mit ihnen angeboten. Der Schlüssel zur Widerstandsfähigkeit liegt in der Entwicklung der drei “S” – Selbsbewusstsein, Situationsbewusstsein und gesundem Raffinesse(Orginal „streetsmart“). Sie werden sehen, dass sie für viele dieser allgemeinen Strategien des Widerstands von zentraler Bedeutung sind.

Weiterlesen im Originalbeitrag: https://blog.bastian-barucker.de/widerstand-gegen-beeinflussung/