Jenny Schiltz: Das unsichtbare Hindernis auf dem Weg der Verkörperung. 24.02.2022

Ich bin gerade von einer erstaunlichen und intensiven 8-tägigen Ausbildung nach Hause zurückgekehrt, in der ich gelernt habe, ein Kambo-Praktiker zu werden. Kambo verwendet das Sekret des Frosches Phyllomedusa bicolor, um eine Person auf allen Ebenen ihres Seins zu heilen. Ich wählte die Gruppe im Rainforest Healing Center I Regenwald Heilungszentrum – Boutique Ayahuasca Retreats – Iquitos, Peru, um mich dort ausbilden zu lassen, da sie eine direkte Verbindung mit dem Stamm der Matses in Brasilien/Peru haben. Dieser Stamm hat diese Medizin seit Hunderten von Jahren nachhaltig gesammelt und verwendet. Sie halten sich an die tiefsten Traditionen und respektieren den Frosch, von dem sie das Gift sammeln.

So vieles in der spirituellen Welt kann zu einer Modeerscheinung werden, ohne dass man die tieferen Zusammenhänge versteht. Es ist wichtig, dass ich mich an den wahren Traditionen und dem Respekt für alles Leben orientiere. Wenn man den Traditionen mit tiefer Ehrfurcht folgt, kann man das morphische Feld aller früheren Schamanen anzapfen. Das ist unglaublich kraftvoll, denn man kann ihre Gegenwart, ihr Wissen und den Dschungel spüren.

Die Ausbildung war sehr intensiv, da wir lernten, mit der Medizin umzugehen, uns selbst und einander individuell zu dosieren und gleichzeitig die traditionellen Wege zu studieren. Kambo arbeitet auf allen Ebenen und hilft dabei, die Quelle eines Problems zu finden und es an den Wurzeln zu packen. Stelle dir vor, du studierst, lernst und moderierst, während du dich mit deinen eigenen inneren Grenzen und Traumata auseinandersetzt. Die fünf von uns, die zusammen ausgebildet wurden, verbanden sich auf einer tiefen Seelenebene.

Eines der Hauptthemen, mit denen ich mich während der Ausbildung beschäftigte, war die Angst, ganz in meiner Kraft zu leben. Oft hatte ich das Gefühl, dass ich nur an der Oberfläche all dessen gekratzt habe, was ich bin. Das ist ein gemeinsamer Nenner bei so vielen von uns, die daran arbeiten, ihre Seele zu verkörpern.

Der Grund für die Angst kann so viele Dinge aus diesem Leben und aus vergangenen Leben sein. Wir haben die Verfolgung schon einmal gespürt, das Urteil, die Ausgrenzung und das Un-verstandensein. Höchstwahrscheinlich web(t)en wir diese Fäden in unser jetziges Leben. Vielleicht nehmen wir uns selbst nicht ganz an, weil wir so viel Angst vor dem Unbekannten haben. Was geschieht, wenn die Kraft der Seele vollständig angenommen wird? Der Verstand kann so viele ängstliche Szenarien erschaffen, die innere Blockaden erzeugen. Ich wusste um all das und arbeitete daran, es zu heilen. Was ich jedoch entdeckte, war, dass es nicht die Angst war, die mich davon abhielt, alles, was ich bin, anzunehmen. Der Grund dafür, dass ich meine Kraft nicht voll ausschöpfen konnte, war Unversöhnlichkeit.

Während der Ausbildung arbeitete ich daran, meine Kindheitstraumata auf der tiefsten Ebene zu heilen. Dabei stellte ich fest, dass tief in mir noch immer Wut vorhanden war. So viele Jahre lang hatte ich beschlossen, nicht mehr wütend zu sein. Sie diente weder mir noch den Menschen, die mit mir lebten. Ich glaubte fest daran, dass der wahre Name der Wut Trauer ist.  Ich erlaubte mir, in die tiefen Gewässer der Trauer einzutauchen und nicht in das Feuer der Wut. Auf diese Weise hatte ich so viele Aspekte meiner inneren Kinder geliebt, gehalten und geheilt. Ich war überrascht, eine Schicht von tiefem, tiefem Zorn zu finden. Damals lernte ich, dass Wut eigentlich Unversöhnlichkeit ist.

Das erinnerte mich an einen luziden Traum, in dem mir meine Mutter erschien und mich fragte, wann ich ihr denn vergeben würde. Ich sagte ihr, dass ich ihr vergeben habe, dass ich verstanden habe, dass sie ungeheilte Wunden hatte, die mich über und über verletzten.  Ihre Antwort war: „Nein, das hast du nicht, solange du nicht alles, was du getan hast, aus deinen Zellen entfernt hast, hast du nicht vergeben.“ So schnell wie sie gekommen war, war sie auch wieder weg und ließ mich mit der Frage zurück, wie ich das Trauma aus meinen Zellen entfernen kann.

Mit meinem neuen Verständnis ging ich in meine nächste Kambo-Zeremonie mit der Absicht, dort zu heilen, wo ich Unversöhnlichkeit / nicht vergeben können für mich und andere aufrecht erhielt. Was mir gezeigt wurde, schockierte mich tief, half mir aber, mich selbst so viel besser zu verstehen. Es war einer dieser gigantischen Glühbirnenmomente.

Wenn man ganz in seiner Kraft ist, hat man Zugang zu sich selbst, zu seinem Feuer, seiner Leidenschaft, seiner Freude und seinem Ärger. Ich erkannte, dass ich Angst hatte, die Schleusen zu meinem vollen Potenzial zu öffnen, weil in mir immer noch der Zorn steckte. Er würde wie ein feuerspeiender Drache hervorbrechen und angreifen, weil dieser Aspekt des verwundeten Kindes ein unverarbeitetes Trauma und noch so viel Unversöhnlichkeit in sich trug.

Nicht, dass Wut schlecht wäre, verstehe mich nicht falsch. Wut ist ein mächtiges Gefühl, das Bewegungen entfachen kann. Doch wenn die Wut unzentriert ist, kann sie Schaden anrichten. Wenn der Phönix brennt und sich erhebt, verbrennt er nicht auch noch gleich die Welt um sich herum. Nicht transformierte, ungeheilte Wut, die aus Unversöhnlichkeit herrührt, hat das Potenzial, auch die Menschen um den aufsteigenden Phönix herum in Brand zu setzen. Ein Risiko, das ich unbewusst verstand und nicht bereit war, einzugehen.

Mit der Hilfe von Kambo arbeitete ich daran, meinen Eltern und vor allem mir selbst zu vergeben. Ich musste verzeihen, wo auch ich aus meinen ungeheilten Wunden auf andere Blut getränkt hatte. Als ich mich reinigte, hatte ich die grüne Farbe der Wut und war voller schäumender Emotionen. Das ist es, was meine Mutter meinte, als sie sagte, ich müsse alles aus meinen Zellen herausholen.

Es ist die Heilung des Menschen, die es uns ermöglicht, ganz in unserer Kraft zu leben. Je mehr wir das Trauma, den Schmerz und die Unversöhnlichkeit von uns selbst loslassen, desto mehr können wir uns mit dem Licht unserer göttlichen Seele füllen.

In den nächsten Zeremonien vertiefte ich das Thema Wut und Unversöhnlichkeit. Mir wurde die Ahnenlinie gezeigt und wie die Angst, in die eigene Kraft zu treten, diese durchdringt. Ich arbeitete daran, die Samen der Unverzeihlichkeit für die Härte des Lebens aus jedem von ihnen herauszuziehen. Ich konnte die Wut sehen, die Unverzeihlichkeit dafür, dass das Leben ungerecht, schmerzhaft, erbarmungslose und herzzerreißend war. Alle ihre Geschichten waren unterschiedlich, aber das Grundgefühl war dasselbe. Auch sie hegten Unversöhnlichkeit, die Wut schürte und sie davon abhielt, alles anzunehmen, was sie waren. Als die Ahnenreihe geklärt war, ging ich zu meinen Kindern und Enkelkindern weiter. Sobald ich das letzte Enkelkind befreit hatte, begann meine Reinigung, und als all das meinen Körper verließ, wurde ich von Freude erfüllt. Ich brauche keine Angst mehr vor meinem Zorn zu haben oder mich davon abzuhalten, alles zu verkörpern, was ich bin. Es ist vollbracht.

Es ist ein so schöner Prozess und ich bin innerlich dankbar für diese unglaubliche Froschmedizin und die Menschen, die sie in meine Welt gebracht haben. Sie hat mir bei meiner Heilung sehr geholfen und Klarheit gebracht. Dies ist erst der Anfang. In dem Maße, wie meine Beziehung zu dieser Medizin wächst, wächst auch mein Verständnis und meine Heilung.

Ich teile meine Erfahrungen mit dir, damit auch du tief in dich selbst hineinschauen kannst, um für dich herauszufinden, wo du die Schotten zu deinem eigenen Seelenzugang noch zu / dicht hältst.  Vielleicht ist es Unverzeihlichkeit / Unversöhnlichkeit, vielleicht ist es Unwürdigkeit, vielleicht ist es die Angst vor dem Unbekannten, finde es, erkenne es, heile es. Die Energie, die auf diesen Planeten einströmt, ist so intensiv und alles ist perfekt darauf ausgerichtet, dass wir unsere Seele auf dieser Erdenebene voll und ganz leben können. Jetzt ist es an der Zeit, tief zu graben und zu heilen, was immer euch blockiert hat. Ich sende euch allen viel Liebe, während ihr euch mehr und mehr in diese Seelenreise vertieft.

Jenny Schiltz

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