Es ist alles in deinem Herzen – du weißt es. Nicky Hamid

Ein großes Geschenk, das mir meine Eltern gemacht haben, war die Ermutigung, alles zu hinterfragen, was sich für mich nicht stimmig anfühlte. Nichts als meine Wahrheit anzunehmen, nur weil jemand anderes sagte, dass es richtig sei. Im Leben ging es nicht darum, „recht“ zu haben, sondern sich „richtig“ zu fühlen. Hinterfragen bedeutete für mich nicht, skeptisch zu sein, sondern die Möglichkeit offen zu halten – bis etwas mich nicht mehr näher an mein Glück brachte. Und dass dies dem, was für andere Wert hatte, nichts wegnahm – es passte einfach nur nicht mehr in meine Welt.

Beim Hinterfragen war es wichtig, zwischen Unsinn und Weisheit unterscheiden zu lernen.

Ich lernte, dass wahre Weisheit nur wenige Bücher füllen würde – und dass der meiste Unsinn die Bibliotheken füllt. Bibliotheken sind wie ein riesiger Hefepilz: Die Weisheit, die Kostbarkeiten, die Süße stecken in einer Handvoll Bücher. Menschen lesen diese und schreiben darüber, was in diesen Büchern steht und was sie glauben, dass es bedeutet. Dann schreiben andere über die Bücher über die Weisheit. Und dann schreiben wieder andere über die Bücher über die Bücher über die Bücher … Und so wächst die Bibliothek immer weiter – wie ein riesiger Geist, der sich selbst nährt und dabei die ursprüngliche Weisheit, inzwischen verstaubt und vergessen, tief in ihren Ecken begräbt (wahrscheinlich auf der geschlossenen Sonderausleihe).

Unser logischer Verstand funktioniert ähnlich – nur dass heute das Internet unsere erste Anlaufstelle ist.

So ist es in der Politik, in der Wirtschaft, im Bildungswesen, im Gesundheitswesen, im Recht – in allen Institutionen, in denen Menschen zusammenkommen, um Veränderungen zu bewirken, und dabei Regeln für „richtig“ und „falsch“ aufstellen.

Die Menschen, die mit dem Herzen wissen, und ihr Beitrag werden begraben unter dem Gerede und Geschwätz (meistens von alten Männern – aber nicht nur –, die man sonst vielleicht als senil und verloren, als unglückliche Seelen bezeichnen würde).

„Worte sind wie Blätter: Wo sie am reichlichsten sprießen, ist wahrer Sinn am seltensten zu genießen.“
(Alexander Pope)

Also widerstehe dem Drang, „recht“ zu haben oder nach der „richtigen“ Methode zu suchen – und geh stattdessen einfach in dein Herz. Dort gibt es keine Worte – nur Erleuchtung. Dort brennt das Licht immer, und das Gefühl ist immer da.

Dieses Gefühl von Richtigkeit, von „Ja!“, von „Aha!“, von „Wow!“, von Wissen im Gefühl.

Kein Streit mehr.

Denn von diesem Ort aus kann man gar nicht „falsch“ liegen – weil es dort kein „falsch“ gibt. Wie könnte Liebe etwas ausschließen? Wie könnte Mitgefühl jemanden aus deiner Umarmung ausschließen?

Und das schöne Geheimnis ist: Du brauchst niemanden sonst und keine besondere Qualifikation, um dorthin zu gelangen – es ist nur einen liebevollen Atemzug entfernt. Und wenn du dort bist, fügt sich alles zusammen, alles ergibt Sinn.

Leuchtet weiter, kostbare Seelen.
Ich liebe euch so sehr.

Nicky Hamid

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© Übersetzung Roswitha https://www.esistallesda.de