So ist es gerade. So lass ich mich. Anja Reiche

In mir bewegen sich Welten. Ach was! Universen!!! So krasse Durchbrüche durch Urwundennot! So viel Aufwachen in mich hinein, so viel Großes, Monumentales, Essentielles, Grundsätzliches, Bahnbrechendes, Heiliges, Heilsames.

Immer wieder steht mir innerlich der Mund vor Staunen offen. Immer wieder muss ich rückblickend neu auf mein Leben blicken, es mit dem Erkannten neu betrachten. Es ist so viel auf einmal. Es ist so komplex und vielschichtig. Ich würde das alles so gerne teilen, weil es so unfassbar wichtig ist, und doch kommt im Moment kein Wort.

Es fühlt sich ein wenig an, wie Wochenbett. Es gilt damit mit mir zu sein, mit all dem Neugeborenen. Realisieren. Integrieren. Verarbeiten. Begreifen. Bestaunen. Fühlen. Ganz Verkörpern. Es in Fleisch und Blut lassen.

Ich hab so ein Bedürfnis einfach nur bei mir, für mich zu sein. Ich spreche mit fast niemandem. Ich kann nicht. Da kommt nix. Eben kein Wort. Wie wenn mich im Moment alles nur DAVON wegbringen würde und das geht nicht. Auf keinen Fall.

Zwischendurch fühlt es sich an, als würde ich langsam wieder auftauchen und mit dem Neuen in mir mit anderen in Begegnung gehen wollen, mich erfahren, ausprobieren und vor allem all das teilen, mein eigenes Staunen in die Welt tragen und genau so schnell, wie der Moment kommt, geht er wieder. Zehn Minuten später will ich mich schon wieder einkuscheln, schweigen und mich genießen.

So ist es gerade. So lass ich mich.

Anja Reiche