Nilex A’Rhan: „Die Zukunft voraussagen – geht das überhaupt?“

Wir lieben Vorhersagen. Bei denen über das Wetter sind wir uns allerdings einig, dass sie eh nicht stimmen und alles ganz anders kommt. Bei unserer Zukunft sind wir da schon leichtgläubiger und halten die Hoffnung aufrecht wie einen Besenstiel.

Um dieser Hoffnung Rechnung zu tragen ist das Angebot an Zukunftsdeutungen üppig wie ein Stück Käsesahne. Ob die Karten, die Glaskugel, die Engel oder die Bahn der Sterne befragt werden, jedem Suchenden wird geholfen. Oft genug profitieren davon allerdings nur die, die diese Dienste anbieten. Hier greift der Nachfrage-Angebot-Kreislauf, und der zielt vor allem auf eins: Die Urangst vor der Unsicherheit. Was kommt auf mich zu? Worauf kann ich mich freuen? Was wird sich endlich ändern? Wann hört das endlich auf? Stimmt das, was ich jetzt habe oder sitze ich auf einem Berg von Lügen?

Keiner steht gerne nachts im Wald und hört hinter sich etwas knacken. Das Säbelzahntiger-Gen ist fest im Menschen verankert und verleitet ihn zu allen möglichen Versuchen, sich abzusichern, auf dass er nicht gefressen werde.

Zu den individuellen Fragen über das Morgen kommt auch noch die kollektive Entwicklung hinzu, die vielen den Schweiß auf die Stirn treibt. Wo soll das alles noch hinführen, wo ist die Rettung, wer reißt das Ruder herum oder treiben wir alle endgültig auf den Wasserfall zu und alles ist zu spät? Und schon sind die Prophezeiungen alter Schriften und bekannter Hellseher der Geschichte hervorgeholt, die schon damals wussten, wie unsere Zukunft aussehen und was uns alles nicht erspart bleiben wird. Und so manches Detail scheint inzwischen bittere Realität geworden zu sein. Ich werde sie hier nicht aufzählen und auseinandernehmen, ob und wo sie nun übereinstimmen und wann der große angekündigte Paukenschlag zu erwarten ist.

Ich halte nichts von Vorhersagen. Sie sind absolut. Und im Universum ist nichts absolut. Nichts ist in Stein gemeißelt, und vieles ist sehr wohl abwendbar.

Stattdessen möchte ich auf den dahinterliegenden Mechanismus eingehen. Was geschieht da eigentlich, warum ist es möglich, zu „sehen“, was auf mich/uns zukommt? Und wieviel ist davon zu halten?

Vorhersagen, die den Einzelnen betreffen, haben drei Komponenten:

1. Das Energiefeld des Fragenden

Das, was du jetzt bist, denkst, fühlst und erlebst, ist ein Ausdruck deines derzeitigen Energiefeldes. Materie ist immer in Form gebrachte Energie (wie die Glühbirne, die die Stromenergie sichtbar macht). Dieses Energiefeld ändert sich ständig, da nichts still steht, auch wenn es uns manchmal so vorkommt. Wir sind permanent in einem Austausch mit inneren und äußeren Einflüssen und verändern Gedanken, Gefühle, Erwartungen, Erkenntnisse, Absichten. In jedem Moment bist du ein anderer Mensch, das heißt, du strahlst aus einem veränderten Feld und ziehst somit automatisch die dazu passende Schwingung an.

2. Die Fähigkeit des „Mediums“

Ein Medium ist und bleibt ein Mensch. Auch er hat ein Erfahrungsfeld und legt seinen Fokus auf bestimmte Dinge, die er wahrnimmt und andere nicht. Abhängig von der Person des Fragenden wird das Medium spüren, wo der dringendste Punkt liegt und wird so die meisten Informationen zu diesem Thema bekommen. Tieferliegendes Potential kann so komplett überlagert sein und wird nicht erkannt. Je nachdem, worauf das Medium seinen Fokus legt, entsteht hier der Kanal zum Fragenden und liefert die Interpretation des Anliegens. Was allerdings manchmal auch dazu führt, dass der Hellseher nur das sieht und sagt, was dem Fragenden eh schon klar ist. Was neues kommt da nicht. (Und jeder gute Freund, der es ehrlich meint, hätte genau das gleiche gesagt.)

3. Die Übersetzung

Womit wir zur Übersetzung kommen. Ist das Medium nicht völlig neutral, sowohl seinen eigenen Erfahrungen gegenüber (die Tendenz zu „also ich finde es richtig, SO darauf zu reagieren) als auch der persönlichen Geschichte des Fragenden („wo kommt der denn her?“), wird die Vorhersage immer persönlich gefärbt sein. Zum einen in dem Rat, einer Situation so oder so zu begegnen, als auch sie gemäß seinem eigenen Gedankengebäude zu interpretieren.

Die Energie, die das Medium wahrnimmt, muss durch Sprache interpretiert werden und das ist manchmal schlichtweg unmöglich oder eben sehr schwierig. Wie beschreibt man den Duft von Heu? Es wird eine Beschreibung bleiben und ist somit begrenzt und nicht für jeden nachfühlbar. Das, was reinkommt an Information, sollte im besten Falle so wiedergegeben werden, dass der Fragende etwas damit anfangen kann. Sucht das Medium also nach seinen eigenen Worten, können sich Übersetzungsfehler einschleichen.

Und deswegen sind die Aussagen eines Mediums NIE 100 % exakt. KÖNNEN sie gar nicht.

Die größte Schwierigkeit, genaue Vorhersagen zu machen, liegt allerdings in der Natur der Sache:

Alles was JETZT ist, ist JETZT. Alles was sein wird, sind Varianten. Sie sind das, was man als Zeitlinien bezeichnet. Möglichkeiten von Entwicklungen aufgrund momentan verfügbarer Komponenten.

Was also gelesen werden kann, ist die Übersetzung der momentanen Energie und ihres folgerichtigen Entwicklungspotentials.

Und hier ist es entscheidend, wie weit eine Manifestation schon in der Materie Fuß gefasst hat. Fahre ich mit 60 km/h auf eine 90 Grad-Kurve zu, hängt meine Entfernung stark davon ab, ob es mich über die Böschung wirft oder nicht, weil ich noch abbremsen kann. Richtig wäre also zu sagen, mit einer Wahrscheinlichkeit von x Prozent wird sich das und das daraus entwickeln.

In dem Moment, in dem ich erfahre, worauf ich zusteuere, verändere ich allerdings die momentane Realität. Weiß ich nichts von der Kurve, halte ich die 60 km/h und schwupps …. Sehe ich das Warnschild, bin ich vorbereitet und kann (muss aber nicht) abbremsen. Gefällt mir das, was mich erwartet? Dann setze ich wahrscheinlich noch mehr Energie hinein, um es zu verwirklichen. Gefällt es mir nicht, kann ich gegensteuern oder aufgeben und verzweifeln, weil ich mich dazu entschließe, meinem Schicksal gegenüber machtlos zu sein.

Im ersten Fall tritt das ein, was ich in meinem Zeitlinien-Artikel beschrieben habe. Ich treffe die bewusste Entscheidung, eine andere Variante zu wählen und in diesen Energiestrom hineinzugehen. Ich integriere den Bauplan einer anderen Ebene und verlasse den bisher gegenwärtigen.

Im zweiten Fall verharre ich in der Opfermentalität und lasse geschehen.

Bei welcher Entscheidung auch immer spielen ab sofort neue Komponenten mit hinein und beeinflussen die weitere Entwicklung, also die „Zukunft“ und das jeweilige Potential. Der Ausgangspunkt, also der Zeitpunkt und die damals vorherrschende Frequenz ist somit nicht mehr dieselbe und kann auch nicht das hervorbringen, was zu diesem Zeitpunkt gelesen und/oder interpretiert wurde.

Wie steht es nun aber mit den kollektiven Prophezeiungen?

Hier würde ich zwischen zwei Quellen unterscheiden:

1. Alte Schriften, die sich auf große universelle Zyklen berufen

Universelle Zyklen sind Abläufe, die die Zeitqualität beschreiben und kosmische Zusammentreffen beschreiben. Sie beziehen sich nicht auf einzelne Menschen, Länder oder Ereignisse, sondern auf die kosmische Ordnung, unter der kollektive Entwicklungen abzulesen sind. Sie können mit einem Kalender verglichen werden, bei dem man weiß, dass in den Wintermonaten mit Kälte zu rechnen ist und ab dem 21. März das Ereignis des Frühlings beginnt. Was nicht heißt, dass am 21. März schlagartig die Tulpen aus dem Boden schießen. Um diesen Zeitrahmen herum, früher oder später, zeigt sich die Kraft der Natur darin, neue Blüten zu treiben.

Universelle Zyklen können beispielsweise mehrere tausend Jahre dauern. Hier ist der Zeitrahmen viel größer und es lässt sich wohl kaum vorhersagen, dass ein bestimmtes Ereignis innerhalb einer festgelegten Spanne von sagen wir 2 Wochen stattfinden wird. Insofern war die Vorhersage des „Events“ auf Ende März absolut gewagt oder hoffnungsvoll blauäugig.

Wer sich näher mit diesen alten Quellen befassen möchte, dem empfehle ich unbedingt David Wilcock. Er geht die Sache aus einer sehr nüchternen wissenschaftlichen Perspektive an, die einfach die vorhandenen Fakten zusammensetzt und zu erstaunlichen Übereinstimmungen oder bahnbrechenden Erkenntnissen kommt.

2. Einzelne Seher wie Nostradamus, Alois Irlmaier oder Baba Wanga

Nostradamische Prophezeiungen haben vor allem eins: einen sehr kryptischen Wortsalat. Die Schwierigkeit liegt darin, undeutliche Dinge einem Ereignis zuzuschreiben, das noch nicht stattgefunden hat. Erst wenn es eingetreten ist – oder etwas, das man dafür halten möchte – weiß man, was mit dieser geheimnisvollen Umschreibung gemeint sein sollte. Oder glaubt es zu wissen. Könnte … Sollte … Machen wir irgendwie passend. Denn der Wunsch, diese Prophezeiungen zu verstehen, lässt den Verstand nach Ereignissen oder Entwicklungen suchen, die schon bekannt oder absehbar sind, um sie dann in die entsprechenden Passagen hineinzuquetschen.

Etwas, das noch nicht eingetreten ist, aber begrifflich anscheinend Sinn macht, wird in eine Form geschoben, die für den Geist noch am ehesten verständlich ist. Bestes Beispiel ist die Ankündigung der drei Tage Finsternis. Was heißt das? Stromausfall, Sonnenverdunkelung, apokalyptische Reiterscharen, die den Himmel verdunkeln? Oder doch nur geistige Verwirrung, weil ein Ereignis eintritt, das noch nie dagewesen ist, und niemandem auch nur einen Hauch von verständlich sein wird? Es bleibt spekulativ. Aber vor allem auch hat es den Gänsehautfaktor für alle, die einen krassen Wandel befürchten, ersehnen oder als unausweichlich betrachten.

Seher und Propheten dieser Art konnten sich definitiv in einen Energiestrom einklinken, der die Entwicklungen der Zukunft beeinflussen kann. Womit wir wieder zu den multiversellen Varianten kommen. Abhänging vom geschichtlichen Kontext herrschte ein bestimmtes Gedankengebäude – vorrangig „Wir werden alle sterben, das Gericht Gottes steht schon hinter der nächsten Ecke.“ Keine gute Ausgangsbasis für ungebremsten Optimismus.

Machen wir es kurz. Seit Erschaffung der Welt gab es oppositionelle Kräfte, die daran interessiert waren, die Menschheit in den Abgrund zu treiben und Zeitlinien zu erschaffen, die jedem den Schauer des Entsetzens über den Rücken jagten. Was, wenn diese Seher genau auf diese Zeitlinien Zugriff hatten – aus welchen Ursachen auch immer – und gesehen haben, was gesehen werden sollte? Gruselgeschichten am Feuer hatten schon immer eine besondere Faszination und Nachrichten dieser Art ließen sich so natürlich leichter aufrecht erhalten und weiter verbreiten als die Aussage: „Das wird gut, ihr macht das klasse! Seid nett zueinander und lasst euch von niemanden einen Bären aufbinden!“

Und so geht der Plan auf. Miese Nachrichten, Angst vor dem Kommenden, sehr viel Emotionen und Erwartungen in das Besagte, und schon bastelt die kollektive Menschheit an der Verwirklichung eines schlechten Witzes der kosmischen Opposition.

Du bist nicht hier um zu lernen, sondern um dich zu erinnern. Daran, dass DU der (Mit)Schöpfer bist. Mit deinen Gedanken, Handlungen, Gefühlen, Worten. Und dass die Zukunft nicht in den Händen irgendeines anderen liegt, sondern genau in DIR.

Mach was draus.

Nilex A’Rhan

Das Multiversum in dir …

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.