Mit Arthos durch das Jahr,Tagesbotschaft 16. September

Heute ist ein guter Tag, um lebensrichtige Gedanken zu denken. Das ist eine einfache und klare Aussage, die sicherlich jedem nicht nur logisch, sondern auch richtig erscheint. Zumindest jedem, der darauf aus ist, ein gutes Leben zu führen. Lebensrichtige Gedanken denken. Das klingt gut, nachvollziehbar und einfach, und es ist gut, nachvollziehbar und einfach. Allerdings ist das Einfachste, manchmal auch das Schwerste. Was es so schwer macht, ist die Bedeckung des Wahren mit dem Unwahren. Du bist nicht das Problem, sondern das, was du nicht bist. Daher müssen wir, bevor wir zu den lebensrichtigen Gedanken kommen, erst einmal einen kleinen philosophischen Abstecher machen.

Der reine Kern, die Essenz, dessen, was du wirklich bist, ist ein winziger Funke des Lichts der Wahrheit der Liebe. Stelle dir diesen Funken einmal vor. Er ist zwar winzig und entspricht von der Grösse her etwa dem Zehntausendstel einer Haarspitze, aber das, was zählt, ist nicht die Quantität, sondern die Qualität. Und die Qualität ist überwältigend.

Im materiellen Leben zählt jedoch eher Quantität, denn egal, was du willst, du willst möglichst viel davon, da alles, was du in der materiellen Welt bekommen kannst, unvollkommen ist. Viel ist ein Ersatz oder Ausgleich für die fehlende Qualität. Wenn die Qualität fehlt, brauchst du viel, um die fehlende Qualität zu kompensieren. Wenn die Qualität vorhanden ist, reicht ein klitzekleiner Funke, der gerade einmal so gross ist wie das Zehntausendstel einer Haarspitze.

Im materiellen Leben wird zwar viel über Qualität geredet, aber dahinter steckt immer der Wunsch, möglichst viel zu bekommen, möglichst viel zu erreichen und die fehlende Qualität des Lebens durch ein mehr an Wohlstand, Glücksgefühl, Befriedigung, Sicherheit, Luxus, Komfort, Genuss, materiellen Dingen etc. zu kompensieren.

Bei deiner Essenz geht es nicht um Quantität, sondern um Qualität. Lasse dich einmal auf die Qualität dessen ein, was du wirklich bist. Stelle dir diesen Funken vor, der strahlender ist als alles, was du jemals mit deinen physischen Augen gesehen hast. Der Funke ist so rein, das nichts von dem, was du kennst, dieser Reinheit auch nur annähernd gleichkommt. Nichts Materielles ist diesem Funken in seiner Reinheit und Perfektion gleich. Und weisst du, woran das liegt?

Der Funke ist nicht materiell. Alles Materielle ist unvollkommen. Es gibt keinen vollkommenen Gegenstand. Möglicherweise mag es Dinge geben, die du für vollkommen hältst, aber wenn du einen für dich vollkommenen Gegenstand genauer unter die Lupe nimmst, wirst du früher oder später auf seine Unvollkommenheit stossen. Spätestens wenn du ihn unter einem Elektronenmikroskop betrachtest, wirst du Unregelmässigkeiten feststellen. Der Gegenstand kann mit den modernsten Maschinen hergestellt sein und perfekt erscheinen, aber er ist nicht vollkommen. Er kann nicht vollkommen sein, den er ist materiell, und alles Materielle ist unvollkommen. Es trägt den Zerfall in sich.

Das Vollkommene vergeht nicht. Vollkommenheit, die ihre eigene Auflösung in sich trägt, ist nicht vollkommen. Das, was sich wandelt, ist nicht vollkommen. Nimm einen beliebigen Gegenstand, so vollkommen er für dich erscheinen mag, und überlege dir, wie lange er wohl bestehen mag. Er bleibt nicht. Egal, wie teuer der Gegenstand war, egal auf welch meisterhafte Art er hergestellt wurde: Er überdauert die Zeit nicht. Die Zeit kriegt ihn klein. Die Zeit überdauert ihn. Der Gegenstand wird verschwinden, denn das ist einer der wesentlichen Aspekte der Materie: Sie zerfällt in ihre Bestandteile.

Alles ist ständig im Wandel. Nichts in der materiellen Welt bleibt, wie und was es ist. Das liegt an den Erscheinungsweisen der materiellen Energie und ihren Wechselwirkungen, die zur Vielfalt in der materiellen Natur führen. Aber wie bereits gesagt: Quantität ist nicht gleich Qualität. Menge ist nicht gleich Wert. Alles wird erschaffen, erhalten und zerstört. Nichts kann sich davor retten, nichts bleibt von den Kräften des Wandels und der Zeit verschont. Nichts bleibt. Alles kommt, ist und geht. Das ist das Wesen der materiellen Natur: Ständiger Wandel – Geburt, Entwicklung und Tod, Entstehung, Wachstum und Zerstörung.

Das einzige, das bleibt, ist die Ewigkeit. Nur sie ist vollkommen. Vollkommenheit bildet den Hintergrund für alles Unvollkommene. Ohne das Vollkommene kann es nicht einmal etwas Unvollkommenes geben. Vollkommenheit ist die Quelle, aus der alles was ist, hervorgeht. Daher ist die Quelle vollkommen. Gott ist ewige Vollkommenheit.

Darum ist das Verständnis von der Höchsten Absoluten Wahrheit essentiell. Die Höchste Absolute Wahrheit ist das, was bleibt. Nichts kann sie zerstören, nichts kann sie verändern, und nichts kann sie beeinflussen. Die Höchste Absolute Wahrheit ist Ewigkeit, Wissen und Glückseligkeit, und das bedeutet, dass die Absolute Wahrheit existiert hat, bevor auch nur der erste Gedanke an etwas Unvollkommenes verschwendet wurde.

Die Höchste Absolute Wahrheit ist vollkommen, und da sie vollkommen ist, ist sie nicht materiell. Die Energie, die der materiellen Natur zugrunde liegt, geht aus der Absoluten Wahrheit hervor. Die spirituelle Energie, der die spirituelle Natur entstammt, geht aus der Absoluten Wahrheit hervor. Weder die eine noch die andere Energie kann die Absolute Wahrheit beeinflussen, geschweige denn verändern.

Die spirituelle Energie ist sich selbst bewusst, die materielle Energie nicht. Die spirituelle Energie ist Bewusstsein. Materie hat kein Bewusstsein. Das ist einer der wesentlichen Unterschiede zwischen Materie und Bewusstsein. Der zweite Unterschied ist die Tatsache, dass Bewusstsein Lebenskraft in sich trägt. Materie hingegen ist tot und muss erst belebt werden. Das, was die Materie belebt, ist mit Lebenskraft durchtränktes Bewusstsein. Es gibt kein Leben ohne Bewusstsein, und es gibt kein Bewusstsein ohne Leben. Leben und Bewusstsein bilden eine Einheit.

Lebendiges Bewusstsein ist immer individuell, und ohne Individualität gäbe es kein bewusstes Sein. Wenn alles nur eins ist, gibt es keinen Grund für Bewusstsein. Dann gäbe es nur eine unendliche Lehre, bestehend aus Nichts. Das Nichts kann und muss auch nicht wahrgenommen werden. Wofür sollte das gut sein?

Der Grund, warum Bewusstsein existiert, ist nicht, um die Einheit wahrzunehmen, sondern die Vielfalt. Das ist übrigens auch der Grund für das Leben an sich. Leben existiert nicht, um als eins wahrgenommen zu werden, sondern als vieles, das gleichermassen eins wie verschieden ist. Lebendiges individuelles Bewusstsein wird Lebewesen genannt, weil es das Wesen des Bewusstseins ist, zu leben und das Wesen des Lebens, sich dessen bewusst zu sein. In allem Lebendigen steckt ein Lebewesen.

Es gibt laut Veden 8.400.000 verschiedene Lebensformen, das heisst materielle Körper unterschiedlicher Natur, die belebt werden können. Jede Lebensform hat ein materielles falsches Selbst, bestehend aus einem feinstofflichen Körper mit den Elementen falsches Ego, Intelligenz und Geist. Der feinstoffliche Körper verdichtet sich in den grobstofflichen Körper, bestehend aus den Elementen Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde. Der feinstoffliche und der grobstoffliche Körper sind materielle Hüllen, die das wahre spirituelle Selbst bedecken. Das wahre Selbst ist der Atman, der innere lebendige Bewusstseinsfunke, auch Seele genannt.

Sobald Bewusstsein in die Materie einzieht, lebt die stoffliche Materie, denn dann wird sie vom Bewusstsein belebt. Die Lebenskraft, die das Bewusstsein in sich trägt, durchdringt den grobstofflichen und feinstofflichen Körper und strahlt noch darüber hinaus. Das Lebewesen selber ist wie die Sonne im Universum des Körpers, und Bewusstsein und Lebenskraft sind die Strahlen der Sonne, die das Universum des Körpers durchdringen und beleben. Und so wie die Sonne gemessen an der Grösse des Universums winzig klein aber essentiell ist, so ist auch das Lebewesen gemessen an der Grösse des Körpers winzig klein aber essentiell. Ohne Lebewesen macht der Körper keinen Sinn. Ohne Bewusstsein ist der Körper bewusstlos.

Der Sinn des Lebens liegt also nicht im Körper an sich, und er liegt auch nicht in dem, was mit ihm zusammenhängt, sich also auf der toten Ebene des Körpers befindet, sondern im Lebewesen an sich. Der Körper wird nur belebt, ist aber vergänglich und somit unvollkommen. Er wird geboren, altert, wird krank und stirbt. Nichts kann das verhindern, denn das ist der Lauf der Materie. Du aber bist nicht die Materie, sondern das, was sie belebt: der winzig kleine lebende Bewusstseinsfunke, der vollkommen und ewig ist.

All dies gesagt, können wir uns nun erneut und endlich der Frage widmen, was lebensrichtige Gedanken sind, und dafür schauen wir uns erst einmal an, was lebensrichtige Gedanken nicht sind. Lebensrichtige Gedanken sind keine Gedanken, die sich um den Körper drehen, um all seine Bedürfnisse, Sehnsüchte, Triebe, Wünsche und Ängste. Und, um das vorwegzunehmen, lebensrichtige Gedanken drehen sich auch nicht um Dinge. Lebensrichtige Gedanken handeln nicht von Materie.

Lebensrichtige Gedanken handeln vom Richtigen, und nicht vom Falschen. Das Richtige ist das Gute, und gut ist, was im Einklang mit der natürlichen Ordnung und den Göttlichen Gesetzen ist, die die natürliche Ordnung unter Mitwirkung und Oberaufsicht der Zeit regeln. Das Böse ist nicht gut. Es ist kein lebensrichtiger Gedanke, die Frau deines Freundes zu verführen, das Auto deines Nachbarn zu klauen, Dinge und Stoffe zu dir zu nehmen, die dir schaden oder Vorstellungen zu haben, die für andere Lebewesen schädlich sind.

Lebensrichtige Gedanken zu denken, ist an sich die einfachste Sache der Welt. Die einzige Voraussetzung dafür ist nur, ein gutes und wahrhaftiges Leben zu führen, und das bedeutet, ein sinnvolles Leben zu führen. Es ist nicht sinnvoll, Dinge zu tun, Gedanken zu denken, Gefühle zu fühlen und Wünsche zu haben, die dir oder anderen schaden. Das ist nicht sinnvoll, denn alles kommt zu dir zurück. Du musst also die Konsequenzen dafür tragen, und die Konsequenz für das, was Leid erzeugt, ist die Erfahrung von Leid. Etwas zu tun, was dich leiden lässt, ist nicht sinnvoll. Und doch ist es das, was du ständig aufs Neue tust.

Das liegt aber nicht an deiner Essenz, deinem wahren Wesen, an dem, was du wirklich bist, sondern an dem, was dich, dein wahres Wesen und deine Essenz bedeckt. Es liegt an dem, was du nicht wirklich bist. Wenn du eine Glaskugel hast, in der sich ein wertvoller Edelstein befindet, die Glaskugel aber mit Staub bedeckt ist, dann kommt der Edelstein nicht zur Geltung. Das ist nicht die Schuld des Edelsteins, sondern des Staubs, der sich auf die Glaskugel gelegt hat und den Edelstein nun bedeckt. Um den Edelstein zu sehen, ihn also wahrzunehmen, musst du erst die Staubschicht von der Glaskugel entfernen.

Ähnlich ist es mit deinem wahren Selbst. Das wahre Selbst ist von schier undurchdringlichen Staubschichten bedeckt, die sich im Laufe unzähliger Leben über dein wahres Selbst gelegt haben. Auch in diesem Leben hast du nicht nur Staub, sondern auch jede Menge Dreck angesammelt. Du hast Gedanken, Gefühle, Wünsche, Erfahrungen und Handlungen an dir heften, die eine so dicke Schicht bilden, dass das Licht der Seele scheinbar erloschen ist. Im Inneren leuchtet die Seele natürlich nach wie vor, aber das innere Leuchten kann sich nicht auf das äussere Leben auswirken, solange Staub und Schmutz nicht entfernt wurden.

Und um ehrlich zu sein: Es sind nicht nur Staub und Schmutz, die den funkelnden Edelstein, der du bist, bedecken. Da gibt es auch noch eine schmierige ölige Schicht, bestehend aus Angst. Jede Form von Angst verdunkelt dein Licht, verringert deine Leuchtkraft und bedeckt das, was du wirklich bist. Angst ist nicht real. Es ist wie eine Verschmutzung, die durch Illusionen verursacht wird, und die den Blick auf dein wahres Wesen immer mehr verdeckt, die deinen Glanz abstumpfen lässt und dein Licht dimmt.

Die Angst ist immer materieller Natur, und sie ist wie eine Krankheit, für die es nur ein einziges Heilmittel gibt: Gott. In der Bhagavad-gītā, Kapitel 18 Vers 66 sagt Krishna zu Arjuna: mā śucaḥ. Fürchte dich nicht. Die Medizin gegen die Angst ist die Hingabe an Gott. Der ganze Vers lautet: Gib alle Arten von Religion auf, und ergib dich einfach Mir. Ich werde dich von allen sündhaften Reaktionen befreien. Fürchte dich nicht.

Ohne von der materiellen Krankheit geheilt zu werden sind keine lebensrichtigen Gedanken möglich. Natürlich kannst du dir einfach irgend einen Gedanken nehmen und ihn denken. Aber zu einem lebensrichtigen Gedanken gehört nicht nur, dass er gut ist und gedacht wird, sondern dass er auch ernst gemeint ist. Ein Gedanke, der nicht ernst gemeint ist, ist sinnlos. Er bewirkt nichts, ausser einem schlechten Gefühl, das aufkommt, da du genau weisst, dass du eine sündhafte Handlung begangen hast, wenn du einen guten Gedanken denkst, den du aber nicht so meinst, da du am bösen anhaftest.

Wie auch immer: Um lebensrichtige Gedanken zu denken, musst du dein Herz vom Staub und deinen Geist vom Schmutz befreien. Du musst die Angst ablegen und das falsche Selbst überwinden. Dann kannst du das Leuchten dessen, was du wirklich bist, wieder wahrnehmen, und dann kannst du diese Wahrnehmung verwenden, um Gott zu dienen. Dieser Dienst ist nicht der Dienst, den ein Sklave seinem materiellen Herrn leistet. Es ist der Dienst, den der Liebende dem Geliebten leistet. Alle Gedanken, die mit diesem Dienst zusammenhängen, sind lebensrichtig, denn sie dienen dem Leben und nicht der Zerstörung. Sie sind richtig, und nicht falsch. Sie sind gut, und nicht böse.

ICH BIN die lebensrichtige Ursache lebensrichtiger Wirkungen.

Diese Botschaft ist an Selina und mich gerichtet. Wir nehmen sie für uns an, richten uns danach und geben sie hiermit auch an all diejenigen weiter, die ebenfalls bereit sind, an sich zu arbeiten, um sich spirituell zu entwickeln. Spirituelle Entwicklung, das Ziel des Lebens, gipfelt in der Hingabe an Gott. Diese Hingabe setzt die Überwindung des falschen Egos voraus. Damit einher geht die Erkenntnis, nicht der Körper, sondern die Seele zu sein, die ein winziges Teilchen Gottes ist. Philosophische Grundlage dieser Botschaften ist das vedische Wissen von der absoluten Wahrheit Gottes wie es u.a. in der Bhagavad-gītā und im Śrīmad-Bhāgavatam verkündet wird.

Bild von Dieter Staab auf Pixabay

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