Modron – Die rote Göttin des Sommers und der Fülle. Alexa Szeli

Modron – Rote Göttin des Sommers, der Fülle und natürlich auch der Sommersonnenwende. Um diese Prachtfrau soll es heute gehen. Sie entstammt dem Reich und der Mystik Kelten und ist aus Sicht des Neopaganismus ein Teil der göttlichen Trinität – BRIGID, MODRON und CAILLEACH.

Die Trinität selbst war ein wichtiger Bestandteil des Keltentums. Vermutlich kennst du den Keltischen Knoten (um das 7. Jahrhundert herum entstanden), auch Dreieinigkeits- oder Trinity-Knoten genannt, oder auch als lateinische Variante: die Triquetra. Der irische Nationalschatz, „(The) Book of Kells“ trägt dieses Zeichen, ein Manuskript – erstellt von irischen Mönchen um etwa 800 nach Christus.

In diesem Zusammenhang ein Film-Tipp von mir: „Das Geheimnis von Kells“ – von den Regisseuren: Tomm Moore und Nora Twomey, aus dem Jahre 2009. Der Animationsfilm ist Teil einer fantastischen, irischen Triologie. Die beiden anderen Filme, die wirklich absolut sehenswert sind, heißen „Die Melodie des Meeres“ (Geschichte einer Selkie-Frau, beziehungsweise deren Familie) und „Wolfwalkers“ (über eine Gestaltenwandlerin).

In neopaganen Strömungen, wie der Wicca-Kult, ist die Trinität und auch der keltische Knoten ein Symbol für die dreifache Natur der Göttin:

||| weiß, rot und schwarz |||

||| Mädchen (Jungfrau), Mutter und alte Weise |||

||| Unschuld (Reinheit), Schöpfung (Fülle) und Weisheit (Tod). |||

Ebenso repräsentiert es in diesem Zusammenhang die Elemente Erde, Feuer und Wasser – jene Naturkräfte, welche zyklisch ineinander greifend die Fruchtbarkeit der Erde, aber auch der Frau symbolisieren.

Trinity Dreieinigkeit Trinität Symbol Kelten

(Frühlings), Sommer, (Herbst) und Winter …

Die Dreiheit findet sich in vielen Bereichen und doch wird Modron eher selten den beiden Göttinnen Cailleach und Brigid als dritter Part hinzugefügt. Das Konzept der „Dreifachen Göttin der Kelten: „Brigid, Modron und Cailleach“ ist durchaus zu Recht umstritten, da einst das Jahr in zwei Zeiten unterteilt war – eine Zeit des Sommers und eine Zeit des Winters. Davon abgesehen ist die Sommersonnenwende kein typischer Bestandteil des keltischen Jahreskreis, welcher sich in vier Bereich aufgliedert: ImbolcBelteine/BeltaneLughnasadhSamhain.

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Mit der Sommersonnenwende werden die Tage kürze, die Sonne beginnt sich ganz langsam in den Schoß von Mutter Erde zurückzuziehen. Mit Samhain Ende Oktober beginnt die tiefste Phase der Dunkelheit, welcher sich alsbald die Sperrnächte und vor allem auch die Rauhnachtszeit anschließen.

Zu diesem Jahreskreisfest erhebt sich die dunkle, die weise Göttin Cailleach – das Reich der Stille, der klirrenden Winternächte und der Zeit des Rückzuges fest in ihren Händen haltend. Ihren Regentenstab gibt sie (meist nur widerwillig) erst zu Imbolc an die „jungfräuliche“ Feuer-Göttin Brigid ab, welche die ersten Schneeglöckchen hervorlockt und den Frühling zurück in unsere Landen bringt.

In den alten Sagas wechselt es zumeist nur zwischen diesen beiden Göttinnen hin und her – Cailleach tritt zu Imbolc das Winterreich an Brigid ab, Brigid legt sich zu Samhain zur Ruh und überlässt Cailleach die Zeit der Schatten. Wer ist dann aber die Dritte im Bunde, die Göttin Modron?

Goddess

Die Göttin Modron

Es gibt neben der eben genannten noch eine andere, vermutlich größtenteils neopagane Variante. In dieser Version wartet Brigid nicht, bis die Tage kürzer werden, sondern sie legt ihren Zauberstand unter dem Holunder just in dem Moment ab, in denen Tag und Nacht gleich lang sind – sprich in der Nacht der Sommersonnenwende, dem Mittsommerfest am (zumeist) 21. Juni.

Nun, so heißt es, ergreift Modron den Stab und tritt die Herrschaft über den Sommer an.

Halte einmal deine Nase in den warmen Sommerwind. Oh, wie die Blüten duften! Hat Brigid die Saat ausgebracht, so ist nun die Zeit der absoluten Fülle gekommen. Das ganze Land ist voller Leben, voller Saft und Energie. Die Fülle pulsiert durch unsere Adern ebenso, wie sie das Land erstrahlen lässt.

Klatschmohn und Kornblume leuchten auf den Feldern, die Sonnwendkräuter warten auf ihre Ernte. Frauen und Männer binden sich Beifuß und/oder Eisenkraut um Hüfte und Haupt. An Wegesrändern und auf Wiesen blühen Johanniskraut, Königskerze und Ringelblume. Tinkturen werden angesetzt, Salben gerührt und Kräuter zu Buschen getrocknet.

Die schwangere Erde gebiert all ihre Schönheit, all ihre Gaben. Und Modron, sie ist die große Mutter – eine Göttin der alten Welt. Du kennst sie vielleicht aus einigen Varianten der Arthus-Sagen. Sie wird dort mit Morgan le Fay, Arthurs Schwester gleichgesetzt. Morgan le Fay, auch Morgana genannt, ist je nach Geschichte mal Göttin, mal Hexe, mal verführt sie sowohl Mann als auch Frau und mitunter ist sie eine große Zauberin, einer Art Gegenpart zu Merlin.

Es gibt die walisische Erzählung „Culhwch und Olwen“, welche mit den Legenden von König Arthus verbunden ist. Bisher wurde sie (vermutlich) in einem Gedicht das erste Mal erwähnt, das den Namen „Pa Gur yv y Porthaur?“ („Wer ist der Pförtner?“) trägt und von dem nur Fragmente erhalten sind. Es entstammt einem Manuskript aus dem 13. Jahrhundert, bekannt als „The Black Book of Carmarthen“.

In diesen Zeilen unterhält sich Arthur mit einem Torwächter namens Glewlwyd Gafaelfawr und erzählt diesem von seinen Heldentaten. Im Gespräch zwischen den Beiden fragt der Torwächter nach Arthurs Trupp und dieser zählt daraufhin unter anderem Mabon, Sohn der Modron, auf. Das war es an dieser Stelle auch schon mit der Erwähnung ihrer Person, wobei sie in späteren Geschichten immer wieder einmal als Mutter von Mabon genannt wird, aber dazu kommen wir noch.

keltisches Symbol

Modron, die walisische Göttin

Vermutlich ist Modron eine walisische Göttin. Sie stammt also aus Welsh, wie die Germanen dieses Gebiet der (romanisierten) Kelten wohl als Erste betitelten.

Ich hatte Modron als Mutter von Mabon erwähnt, aber es gibt durchaus andere Varianten ihrer Geschichte. Es gibt eine bedeutende Sammlung mittelalterlicher Texte zur walisischen Mythologie, welche die „Welsh Triads“ genannt wird. Dort gebiert Modron (in der Rolle einer Wäscherin), in Triade 70, die Zwillinge Owain und Morfudd. Sie bezeichnet sich als Tochter von Afallach. Hier findet sich wiederum eine Verbindung zu Avalon, denn Afallach ist quasi das Reich der Apfelbäume – afall = walisisch für Äpfel. Geoffrey of Monmouths (ein Geistlicher aus Monmouth , Wales ) bezeichnet Avalon als „Insula Avalonsis“, was im Walisischen „Ynys Afallach“ bedeutet.

keltisches Symbol

Die Göttin der Fruchtbarkeit

Modron, der Name selbst, bezieht sich vermutlich auf den Fluss Marne, Matrona. Dies stammt aus dem Gallischen und bedeutet „Große Mutter“.

In römischen Erzählungen über die gallischen Kelten taucht sie als „Deae Matronae“ oder auch als „Dea Matrona“ auf. Dort ist sie ebenfalls die Große Mutter, verbunden mit Früchten, Brot und Babys.

Eine Matrona bezeichnete im Römischen Reich eine Frau, die mit einem Römer verheiratet war. Die Matronae (Mehrzahl von Matrona) hingegen meinte die Mütter und die Gebieterinnen im Sinne von Muttergottheiten. Es gibt keinerlei antike Schriften über sie, aber zahlreiche Inschriften und bildhafte Darstellungen. Mehr als 800 Matronensteine wurden alleine auf dem Gebiet der ehemaligen römischen Provinz Niedergermanien (Germania inferior) gefunden.

Die älteste, jemals gefundene Inschrift stammt aus Andernach und ist datiert zwischen 70 und 89 nach Christus.

Und – da haben wir es wieder – die Matronae kommen (fast) ausschließlich als Trinität vor. Mittig sitzt eine jüngere Frau mit offenen, schulterlangen Haaren. Jeweils links und rechts ihr zur Seite eine ältere Frauen mit einer auffallenden Haube als Kopfbedeckung. Auch die Matronae ist dabei mit den Aspekten von Jungfrau, Mutter und alte Weise verbunden.

Modron steht wie der Begriff Matronae selbst für Fruchtbarkeit. Die Matronae schenkten Mensch und Tier gleichermaßen ihre Gaben – wie eben das schon erwähnte Brot oder die Früchte der Natur.

Zeit, noch einmal eine Verbindung zu Mabon zu ziehen. Im fragmentierten Gedicht „Pa Gur yv y Porthaur“ stellt Arthur unter anderem, wie schon erwähnt, Mabon als Sohn der Modron vor.

Mabon, der verschollene Sohn

Mabon? Diesen Namen haben wir doch schon einmal irgendwo anders gehört? Ah! Das Fest der Tagundnachtgleiche im Herbst wird mitunter als das Fest des Mabons bezeichnet oder kurz Mabon. Und eben jener Mabon ist als Sohn der Modron gemeint. Nur woher kommt die Verbindung zum gleichnamigen Fest?

Nachdem Modrons Sohn nur drei Tage auf der Welt weilte, wurde dieser seiner Mutter gestohlen. In den Varianten rund um die Arthus-Sagen wurde er später von Arthus selbst und seinen Rittern aus der Gefangenschaft in Gloucester befreit.

Die Sage von „Kulhwch ac Olwen“ berichtet von dem Riesen Ysbaddaden und dieser wiederum von Mabon.

Noch eines: es gibt auf der Welt keinen Hundeführer, der diese Welpe beherrschen könnte, außer Mabon, dem Sohn der Modron, der drei Nächte nach seiner Geburt seiner Mutter geraubt wurde. Wo oder was er ist, ob tot oder lebendig, ist nicht bekannt.¹

Der Riese berichtet ebenfalls, wie Mabon zu finden sei.

Als erstes müsste sein Vetter Eidoel befreit werden, da dieser bei der Suche zu helfen hat. Dieser zieht mit Bedwyr fab Bedrawg sowie Cei fab Cynyr undGwrhyr Gwalstawd Ieithoedd, den Sprachkundigen (welcher sich mit allen Tieren unterhalten kann), los. Unterwegs befragten sie die ältesten Tiere der Welt: die Amsel von Kilgrwi, den Hirsch von Rhedynvre, die Eule von Cwm Cawlwyd, den Adler von Gwernabwy und zu guter Letzt den Lachs von Llyn Llyw.

Der Lachs nahm Cei und Gwrhyr auf den Rücken. Den Fluss Severn stromaufwärts schwimmend erreichten sie Caer Loyw (Gloucester), wo Mabon in einem Kerker gefangen gehalten war. Arthur eroberte mit seinem Heer die Burg und befreite Mabon.

In einer anderen Variante wurde Mabon von seiner Mutter in der Anderswelt gefunden, wo er zwischen Eulen, Hirsch und Amsel lebte.

Möglich ist es, dass die drei Tage als Metapher für die drei Jahreszeiten diente und Mabon deshalb in der Anders-, der Unterwelt zu finden war. Dies wäre eine Möglichkeit, einen Bezug zum Mabon-Fest herzustellen. So wäre er zur Wintersonnenwende gezeugt, zu Ostara verschwunden, im Sommer gesucht und zur Herbst-Tagundnachtgleiche gefunden worden – bereit den Zyklus zu beenden, um einen neuen zu beginnen.

So wäre Modron nicht nur Göttin der Fülle und des Sommers, der geschwängerten und fruchtbaren Erde, sondern auch mit der Anderswelt verbunden, zumal ihr Vater Afallach mitunter als Gott der Unterwelt betitelt wird. Dies erinnert an die griechische Fruchtbarkeits-Göttin Persephone (auch Kore), die aufgrund ihrer Geschichte die Dunkelzeit an der Seite ihres Mannes im Reich der Toten verbringt.

Wer auch immer hinter Modron verborgen ist, gewiss war sie eine starke, bedeutsame Frau.


¹Helmut Birkhan: Keltische Erzählungen vom Kaiser Arthur. Teil 2, Seite 62.

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