Gottes Liebling Mensch: „Allgemeine Merkwürdigkeiten“

Hier findet der Lesende Inspiration, die eigene Innenwelt zu erforschen und für sich einfühlsam, weitere Wirklichkeiten wahrzunehmen.

Allgemeine Merkwürdigkeiten

von Luxus Lazarz

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Das Folgende schaut auf die allgemeinen Merkwürdigkeiten im Leben des Erwachsenen, also im eigenen Leben, in der eigenen Erfahrung, denn nur für diese ist man zuständig. Das leuchtet doch ein. Leuchtet ein, weil jeder Mensch weiß, dass nur er in sich selbst blicken kann, um für sich allein zu klären, wie ein eventuell unwillkommener Umstand in sein gegenwärtiges Leben Einlass fand. Und auch die Ansicht, wie weit das eigene Leben reicht, wie oft man es erweitert hat, mittels der Entwicklung von Fähigkeiten, durch die Erfüllung von Wünschen, Geburt von Kindern oder das Erkennen von Zusammenhängen und selbstverständlich, auch vorübergehend durch Hab und Gut, wird der Mensch nur aus sich selbst begründen können. Es ist, wie es ist. Kein Mensch steckt Eins zu Eins im Kopf des Anderen oder fühlt, denkt, sieht, schmeckt und erfährt in ungetrübter Echtheit, wie jener sein Leben in dessen Gänze wahrnimmt.

Will und sehnt sich der Mensch also danach, sich seiner Existenz und all der darin verborgenen Möglichkeiten, tatsächlich bewusst sein zu können, dann sollte er sofort damit beginnen, sich selbst – mittels kommentarloser Beobachtung – in allem Gegenwärtigen zu erkunden, aufzufinden und einzusammeln. Dieses Gegenwärtige beinhaltet alles, was sicht- und unsichtbar ist, genau jetzt. Es umfasst selbstverständlich auch die Gedanken und Gefühle im Menschen, dessen Wünsche, Fantasien, ebenfalls seine in der Zukunft geborgten Ängste und Sorgen sowie auch alle schattenhaften Spuren einer Vergangenheit.

Je nachdem, was der Mensch in sich und um sich herum beobachtet, kann er relativ schnell erkennen, dass da zwei Mächte in ihm Wirken, nämlich ein schöpferischer Typ und noch etwas Opferhaftes. Nun könnte man leichtsinnig denken, dass ein Opfer doch gar keine Macht hat, sonst wäre es ja kein Opfer. Denn Hilflosigkeit zeichnet das Opfer aus, doch niemals Macht. Mag sein, dass es derart anscheint.

Geliebter Mensch, eventuell kannst du dich daran erinnern, wie es damals war, als du einen herben Verlust erlitten hast, eine Sicherheit verloren, eventuell sogar eine Lebensart loslassen musstest, weil sie nicht mehr zu halten war? Und dann konntest du dich für Tage kaum aus dem Bett erheben, alles Dasein fiel dir schwer, nichts konnte dir Freude bereiten, denn Freude mag das Opfer nicht. Die Freude stört sanft des Opfers enge Kreise, unterbricht diese gar und eröffnet neue Räume, in denen der Mensch aus Mangel an Bedarf, kein Leid mehr opfern mag. Dieser Zustand, sich im Kopf nicht bewegen zu können, anscheinend weder handlungsfähig noch willig zu sein, dabei jeglichen Wert des Leben beiseite zu legen, desöfteren sogar ohne tatsächliche Not, genau das ist die Macht des Opfers über uns, in dir und mir. Also, somit hat das Opfer im Menschen wirkliche Macht, die dessen reines Wesen in seiner Handlungsfähigkeit und Sicht vom Leben, erstaunlich einengen bis total lahm legen kann. Lahm im Geist, lahm im Herz, der Körper folgt, das ist kein Scherz, obwohl der Mensch schon – infolge seines Verstehen – herzhaft darüber lachen könnte.

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Beim Vorstehenden und auch dem noch Folgenden, handelt es sich weder um Theorie noch Behauptung. Dementsprechend sind diese Gedanken auch keine Beweise, oder gar ein Angriff auf das Ich und Leben des Lesenden, sondern dienen lediglich als ein Fingerzeig – hin zu dem Menschen in uns, der wir ursprünglich alle sind und keineswegs erst werden müssen. Sich selbst im Auge zu behalten, innerlich zu beobachten, was da die eigenen Kreise in ihrer Ruhe stört – genügt vollkommen.

 

Eingebürgertes Opfertum

 

Das Schöpferische im Menschen bedingt oft dessen eigenes Opfer, denn einer muss die Schöpfung ja erfahren, damit sie Anerkennung findet und in Weiteres verstoffwechselt werden kann, wie zum Beispiel mehr Erfahrung, Erkenntnisgewinn und auch weitere Einsicht, in das dem Leben machbar Mögliche. In etwa derart, wie man eine Erdbeere, nachdem man sie gekostet, zerkaut und in den Magen abwärts geschickt hat, auch als gelungen wertschätzt. Auch wenn die Erdbeere bereits verstoffwechselt ist, bleibt ihr Geschmack, ihr lockendes Wesen in unserer Erinnerung erhalten. Je intensiver ihr Eindruck auf uns gewesen ist, umso klarer und allumfassender kann sich der Mensch an das Spektrum der Erfahrung mit der Erdbeere erinnern. Eine Erinnerung, die ihm jederzeit abrufbar ist, wenn er diese im Gegenwärtigen braucht.

Was den Menschen einmal beeindruckt hat, vergisst er nicht. Allerdings kann er durch die Erweiterung seiner Alleinsicht, das Vergangene in sich neu und auch anders wahrnehmen, sich sogar an mehr Details erinnern, die ihm Zusammenhänge offenbar machen, welche dem Menschen in seiner gewohnten Art der Betrachtung sonst verborgen bleiben.

Das Schöpferwesen in uns trachtet danach, alles auf Erden zu erfahren, was es sich wünschen, vorstellen und ausdenken kann. Nichts ist ihm heilig, solange er sich seines Menschseins und dessen Vergänglichkeit nicht leibhaftig bewusst wird. Der Schöpfer im Menschen stellt sich lediglich die Möglichkeit einer Erfahrung vor, oder auch die Erfüllung eines Wunsches. Das Opfer in uns, badet dieses Schöpfertum dann aus.

Somit macht sich der Mensch letztendlich irgendwie schon, selbst zum Opfer seiner eigenen Vorstellungen und Wünsche, weil er sich nicht im Klaren darüber ist, dass er als Kurzzeitgenießer, gar nicht auf Dauer zufriedengestellt werden kann und will. Gleichgültig wie groß der Wunsch ist und auch, wie viele Wünsche dem Menschen erfüllt worden sind, er kann es anscheinend nicht abstellen und wünscht weiter, was er als wünschenswert ansieht. Und all das, was er sich wünscht, um die Welt da draußen in und um sich herum zu verändern, zu beherrschen, festzuhalten, oder auch nur um sein Leben in einen wohlgeordneten Griff zu bekommen, ergreift und beherrscht irgendwann ihn.

Solange Schöpfer und Opfer im Menschen einander nicht erkennen, wird das Opfer weiter leiden und sich hilflos fühlen. Das Opfer weiß nicht einmal, dass es da einen Schöpfer neben sich hat, der stets – wenn das Opfer schläft, munter weiter an neuen Schöpfungen werkelt. Vielmehr glaubt es unerschütterlich daran, dass es ein Opfer der Umstände ist, auf deren Wandlung es keinerlei ernst zunehmenden Einfluss hat. Dem Opfer ist ebenfalls absolut unbekannt, dass alles Geschehen und Erfahren das Resultat der Aktivität des Schöpfers hinter ihm sind. Denn auch dieser schläft stets im Hintergrund ein, wenn das Opfer leidet und klagt. Dennoch, es gibt nur den einen Wach-Raum im Menschen, in dem alles – was hervor geht, wahrhaft seinen Ausgang findet.

Wie bekommt man nun Schöpfer und Opfer zugleich wach und auch noch dazu, einander sympathisch zu finden? Es beginnt damit, dass ein Mensch die Beiden in sich erkennt, miteinander bekannt macht und dann darauf achtet, dass weder das Eine unnötig leidet, noch das Andere auf Teufel komm raus – weiter Schöpfung betreibt. Ich schreibe klar, dass es anfänglich nicht einfach ist, doch möglich bleibt es allemal und erbaulich noch dazu. Und wie stets ist die Stille in uns das Tor, welches den Menschen zu jeder erhellenden Einsicht geleiten kann.

Gottes Liebling Mensch …

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