Mit Arthos durch das Jahr, Tagesbotschaft 30. November

Heute ist ein guter Tag, um dich auch und gerade in deiner Schwäche anzunehmen. Wie willst du lieben, wenn du glaubst, immer stark sein zu müssen, obwohl du gar nicht stark bist? Von klein auf wurde dir beigebracht und dann auch von dir selbst gefordert, stark zu sein. Diese Stärke ist jedoch eine Illusion. Sie ist nichts anderes als die Anforderung einer Gesellschaft, die zutiefst krank ist, einer Gesellschaft, die keine Werte mehr kennt und keine Werte mehr hat. In einer derartig wertlosen Gesellschaft kann nur der Stärkere gewinnen. Diese Art von Stärke jedoch ist kein Gewinn. Es ist der vollkommene Verlust der Menschlichkeit – es ist der Verlust dessen, was einen noblen Menschen auszeichnet.

Die moderne Gesellschaft, die durch Unwissenheit, Neid, Hass, Angst und Gier gekennzeichnet ist, obwohl sich die Menschen gerne als überaus wissend bezeichnen, möchte dich funktionierend, und somit scheinbar perfekt, makellos, schön, erfolgreich und reich. Diese Perfektion ist jedoch nur eine Perfektion des Unvollkommenen. Auch das zeichnet die moderne Gesellschaft aus: Nicht Vollkommenheit wird angestrebt, sondern Perfektion des Unvollkommenen. Glaube nicht, was man dir sagt.

Durch ständige Wiederholung wirst du dazu gebracht, das von dir zu erwarten, was von dir erwartet wird: Oberflächlich betrachtet, sollst du perfekt sein, makellos, schön, erfolgreich und reich. Dahinter steckt jedoch die Anweisung, hörig zu sein. Du sollst tun, was dir gesagt wird und sein, wie du sein sollst. Der in dir, der das glaubt und dann auch von sich selbst erwartet, ist das falsche Ego, das sich ausschliesslich durch materiellen Erfolg, der mit Sinnenbefriedigung gleichzusetzen ist, definiert. Das falsche Ego möchte der Stärkste, Beste, Schönste, Reichste und Erfolgreichste sein. Für dein falsches Ego ist das das höchste Ziel. Doch diese Perfektion, diese Schönheit und dieser Erfolg sind nur eine Illusion. Das ist nichts anderes, als ein durch Propaganda aufpolierter Misthaufen.

Und dann glaubst du tatsächlich, du wärst etwas Besonderes, wenn du perfekt, makellos, schön, erfolgreich und reich bist. All das befriedigt aber nur das falsche Ego und treibt dich in Stolz und Hochmut. Dann hältst du dich für etwas Besseres als die, die nicht so perfekt, makellos, schön, erfolgreich und reich sind, übersiehst dabei aber, dass der Kern in dir wie in den anderen der gleiche ist.

Der, den du als tieferstehend ansiehst als dich, der du die an dich gesetzten und von dir übernommenen Erwartungen scheinbar erfüllt hast, ist im Kern und in seiner Essenz nichts anderes als du. Und auch unter der Oberfläche seid ihr gleich: Du bist eine getäuschte, bedingte und in der materiellen Energie gefangene Seele – so wie der andere auch. Nur die äussere Erscheinung ist anders, und diese illusorische Erscheinung machst du zum Massstab. Damit misst du dann deinen eigenen und den Wert des anderen. Das Ergebnis dieser illusorischen Messung ist Wertlosigkeit.

Dabei bist du Atman, und der andere ist Atman. Du bist ein spirituelles Selbst, und der andere ist ein spirituelles Selbst. Du bist Bewusstsein in Tätigkeit, und der andere ist Bewusstsein in Tätigkeit. Das, was dich scheinbar über den anderen erhebt, ist nichts anderes als dein Stolz und dein Hochmut, die beide nicht auf Wahrheit, sondern auf Lüge basieren. Du bist nicht wissend, sondern unwissend. Du lebst nicht die Wahrheit, sondern die Lüge, weil du getäuscht wirst, und weil du die Wahrheit nicht kennst.

Und so bezeichnest du Erscheinungen als Wahrheit. Dann ist es für dich bereits die Wahrheit, wenn die Sonne auf- und untergeht. Ja, das tut die Sonne scheinbar, aber es ist nicht wahr. Das ist nur deine Perspektive. Die Sonne geht nicht auf und unter, sondern sie scheint, und zwar ununterbrochen. Du unterliegst der Täuschung, und nicht der Wahrheit, da du dich von der Wahrheit abgewendet hast, um die Illusion zu leben.

Wenn du dich mit dem falschen Ego identifizierst, dann hast du ein grundlegendes Problem, denn das falsche Ego ist nicht das, was du wirklich bist, sondern nur das, wofür du dich hältst. Du glaubst, du wärst dein Körper, deine Gedanken, deine Gefühle, deine Wünsche, dein Besitz, dein Genuss und deine vorübergehende Erscheinung. Um zu verdeutlichen, worauf ich hinaus möchte, bitte ich dich, dich an deine Kindheit zu erinnern.

Sagen wir mal, du feierst gerade deinen zehnten Geburtstag. Kannst du dich daran erinnern? Gut. Du hattest einen bestimmten Körper, ein bestimmtes Aussehen, eine bestimmte Grösse, bestimmte Vorlieben und Abneigungen, Wünsche, Gefühle, Gedanken und Geschenke. Das war es, was du warst, da du dich für das Kind, das gerade seinen zehnten Geburtstag feiert, gehalten hast. Bist du immer noch dieses Kind mit dem gleichen Körper und Aussehen, der gleichen Grösse und den gleichen Vorlieben und Abneigungen, Wünschen, Gefühlen, Gedanken und Geschenken? Vermutlich nicht.

Das was du wirklich bist, ist aber immer noch das gleiche. Es hat sich nichts geändert: Du bist Atman, das spirituelle Selbst, das Bewusstsein in Tätigkeit ist. Du bist der, der dein Leben erfährt. Du bist das, was wahrnimmt, und du bist das, was sich in den meisten Fällen des Gewahrseins nicht bewusst ist, da du getrieben wirst von dem, was zu der Illusion gehört, die du lebst. Du bist der, der weder stark noch schwach ist, denn Stärke und Schwäche sind immer nur eine Auswirkung. Du aber bist das, was deine scheinbare Stärke oder Schwäche verursacht. Du bist nicht die Erfahrung, sondern der, der die Erfahrung verursacht und dann die Auswirkung erfährt.

Da du das aber nicht weisst, weil du dich nicht daran erinnerst, was du wirklich bist, glaubst du, was du gelernt hast. Du glaubst, dass die Sonne morgens auf- und abends untergeht und dass sie weg ist, wenn sich eine Wolke davor geschoben hat. Du glaubst, dass du stark sein musst, und du glaubst, dass du perfekt, makellos, schön, erfolgreich und reich sein musst, um wertvoll zu sein.

Und dann möchtest du das auch alles, was den Misthaufen aufpoliert. Du möchtest es nicht nur, sondern du erwartest es dann sogar von dir, weil du dazu getrieben wurdest. Du hast gelernt, dass der Wert des Lebens darin besteht, Misthaufen aufzupolieren. Und jetzt erwartest du Stärke, wo Schwäche ist, Vollkommenheit, wo Makel sind und Perfektion, wo du einfach nicht perfekt bist. Gleichzeitig willst du besser essen, besser schlafen, dich besser verteidigen und du möchtest besseren Sex. All das möchtest du solange du nicht weisst, dass du gar nicht dein falsches Ego und der Körper bist, sondern die Seele, die mit all dem überhaupt nichts anfangen kann, weil sie rein spirituelles Bewusstsein ist.

Die Seele ist nicht der grosse Zampano, der ewige Sieger und Klassenbeste. Die Seele ist auch weder Abteilungsleiter noch fährt sie ein schickes Auto. Die Seele sehnt sich nicht nach Sicherheit, einem guten Gehalt und einer angenehmen Rente. Die Seele will gar nicht in Rente gehen, und sie wird auch niemals in der Ewigkeit, die sie noch vor sich hat, in Rente gehen. Deine Seele will nicht haben, sondern sein. Sie sehnt sich danach, das zu sein, was sie in Wahrheit ist: reines Bewusstsein als Werkzeug der Liebe. Das Werkzeug dient dazu, Gott zu lieben. Um nichts anderes geht es der Seele, denn das ist ihre natürliche und ursprüngliche Position. Die Seele möchte sich Gott hingeben, denn aus Gott ist sie, und in Gott kehrt sie früher oder später zurück.

Du als Mensch, der sich mit dem falschen Selbst identifiziert und dadurch mit und in der Materie verhaftet bist, willst aber lieber stark sein als wahrhaftig. Wenn du wahrhaftig währst, würdest du dich der Wahrheit der Seele zuwenden und diese zum Ausdruck bringen. Die Wahrheit der Seele ist: Sie ist weder stark noch schwach. Sie ist nicht die Quelle der Stärke, aber sie kann die Quelle der Schwäche sein, wenn sie die Quelle der Stärke verleugnet.

Weisst du, wo die Stärke herkommt? Woher beziehst du deine scheinbare Kraft? Aus der Illusion, stark zu sein? Das ist nicht möglich. So, wie es nur eine Quelle der Liebe, des Lichts und des Lebens gibt, so gibt es auch nur eine Quelle der Kraft. Es ist die Quelle, die du in deinem falschen Verständnis vom Leben, im Glauben, unabhängig zu sein, verdrängt hast und weiterhin verdrängst.

Du willst weder abhängig sein, noch dich abhängig machen, und auch das wird zu einem Problem, denn in Wahrheit bist du abhängig. Das Relative ist immer vom Absoluten abhängig. Der Mensch ist immer von Gott abhängig – auch wenn er es mit aller Gewalt von sich weist. Du hast eine winzige Unabhängigkeit, und diese Unabhängigkeit nutzt du, um vollständig unabhängig sein zu wollen, was aber nicht funktioniert.

Auch wenn du dich noch so frei, unabhängig und eigenständig fühlen magst: Gott bestimmt über dein Leben, und Gott führt dich durch dein Leben. Und auch wenn du das nicht hören magst: Gott bestimmt den Zeitpunkt deines Todes, und du kannst nichts, absolut gar nichts dagegen tun.

Warum also nicht die Stärke Gottes annehmen? Warum willst du den Fluss der Kraft, die reine Lebenskraft ist, weiterhin blockieren? Nur um dir zu beweisen, dass du doch stärker bist? Diesen Beweis wirst du niemals erbringen. Also kannst du dich auch einfach hingeben, damit die Kraft Gottes dich durchströmt. Dann bist du sogar in deiner Schwäche stark. Und diese Stärke ist nicht aufgesetzt, sondern echt. Es ist die Kraft, die von Gott deiner erstarkenden Seele zufliesst, die wieder auflebt, während dein falsches Ego scheinbar stirbt.

Und wenn dein falsches Ego scheinbar gestorben ist, wirst du feststellen, dass es gar nicht weg ist. Es wurde nur transformiert. Aus dem Falschen wurde das Wahre, aus dem scheinbar Unabhängigen das Abhängige und aus dem kraftlosen das kraftvolle Selbst. Dieses Selbst kennt seine Position, es kennt seine Schwäche und seine Stärke, und dieses Selbst setzt all dies ein, um sich Gott voll und ganz hinzugeben. Das ist seine einzige Aufgabe, und während es sich in Liebe hingibt, sorgt Gott für das geliebte Selbst. Da du Gott nicht mehr verleugnest, kann Er sich dir zeigen, wie Er ist: als Quelle und Ausdruck von Liebe, Fülle, Schönheit und Vollkommenheit. Und dann weisst du:

ICH BIN der Schwache, der sich dem Starken hingibt und dadurch die Kraft erhält, alles zu bewältigen.

Diese Botschaft ist an Selina und mich gerichtet. Wir nehmen sie für uns an, richten uns danach und geben sie hiermit auch an all diejenigen weiter, die ebenfalls bereit sind, an sich zu arbeiten, um sich spirituell zu entwickeln. Spirituelle Entwicklung, das Ziel des Lebens, gipfelt in der Hingabe an Gott. Diese Hingabe setzt die Überwindung des falschen Egos voraus. Damit einher geht die Erkenntnis, nicht der Körper, sondern die Seele zu sein, die ein winziges Teilchen Gottes ist. Philosophische Grundlage dieser Botschaften ist das vedische Wissen von der absoluten Wahrheit Gottes wie es u.a. in der Bhagavad-gītā und im Śrīmad-Bhāgavatam verkündet wird.

Bild von Elias Sch. auf Pixabay

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