Magda Wimmer, Dinner for All, Gedanken

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Die alte Gräfin hat abgedankt – “mit oder an Corona”, wie man zu sagen pflegt. Wir wissen es nicht, wie immer. Nun ist nur mehr ihr Butler da und der führt sein ewig-gleiches Ritual einfach weiter: “Same procedure as every year”, der gleiche Ablauf wie jedes Jahr. Er trinkt weiter aus dem Becher, dem Kelch der Verblichenen, um zu vergessen, dass “Dinner for One” [1] nun zu Ende ist.

Ein Dinner dieser Art war über lange Zeit nur jenen vorbehalten, die sich “auf höheren Ebenen” bewegten oder dem Adel angehörten, wozu auch der Kirchenadel gehört. Beide aber kommen stets im Gefolge jener Macht, die im Hintergrund überall die Fäden zieht. Sie leben immer schon im Windschatten der Könige und Götter. Deren Macht  ist stets unsichtbar, doch ihre Fäden sind betörend und klebrig. Und jeder, der an ihnen hängt, ist hochgradig narkotisiert. Macht macht abhängig und Adel verpflichtet.

[1] “Dinner for One” (oder “Der 90.Geburtstag”) ist eine deutsche Fernsehproduktion aus dem Jahr 1961, ein Sketch des englischen Komikers Freddie Frinton, der auch den Butler (James) spielt … Der bereitet Miss Sophie (May Warden) eine Feier zu ihrem 90.Geburtstag mit ihren längst verstorbenen Freunden, wobei er deren Rolle einnehmen muss – wie jedes Jahr. Im deutschen Sprachraum wird “Dinner for One” traditioneller Weise seit langem schon zu Silvester ausgestrahlt, während es im englischen Sprachraum nie wirklich bekannt geworden ist … Eine deutsche Synchronisierung gab es aber dennoch nie.

Jetzt ist die Zeit gekommen, da man aus dieser Institution “Adel, Macht und Reichtum” nicht mehr viel herausholen kann. Die Leute sind es auch müde geworden und sie wollen selber an allem teilnehmen – was man mit jeder Art von “selfie-Kult” auch konsequent unterstützt. Darum hat man die Strategie verändert und es heisst jetzt eben “Dinner for All”… damit der Rubel wieder rollt.

Sie haben den königlichen Wurf gemacht, ein Menü von vielen Gängen in einer einzigen kompakten Ausgabe, die nur mehr injiziert werden muss. Alles ist gratis und es ist genug für alle da. Wer lässt es sich denn schon entgehen, zu einem Buffet zu kommen, an dem er sich kostenfrei bedienen kann?

Der Butler läuft weiter und die Gräfin befiehlt aus dem Jenseits. Sie ziehen das jahrtausende alte Ritual in immer gleicher Weise ab, bis zur bitteren Neige. Und sie sind austauschbar wie jeder andere auch, der an diesen Fäden hängt. Fürstlich haben sie es sich eingerichtet, um nicht an ihrer eigenen Sinnlosigkeit zu ersticken. Nur die Mantras von Wichtigkeit und Ehre halten sie am Laufen… im Rad der ewigen Wiederkehr des immer Gleichen.

Es gibt in allem jedoch ein kleines Problem, denn diese Menschlein passen nicht in das vorgegebene Muster. Dazu sind sie einfach zu speziell – ein jeder für sich. Vor allem aber können sie aus dem Nichts alles erschaffen. Das ist lästig, denn so entschlüpfen sie immer wieder dem einheitlichen und verpflichtenden Programm. Deshalb gibt es da ein Ziel, eine Agenda sozusagen: sie alle nämlich zu unterwerfen unter die eine Macht mit den langen Fäden. Aber warum eigentlich? Die Gräfin weiss es nicht, auch der Butler weiss es nicht. Sie tun nur ihren Job, denn Adel verpflichtet.

Nur die Unsichtbaren hinter den Kulissen, welche die Fäden ziehen und die Agenda vorgeben: sie wissen, was sie wollen. Aber auch das nicht wirklich. Denn sie sind ewig schon auf der Jagd nach dem höchsten Gut der Menschen… welches sie auf fahrlässige Weise einst für sich selber verspielt haben. Sie wissen aber genau, dass sie es – wenn sie es einmal “haben” würden – nie nutzen können, weil ihnen schlicht und einfach die Fähigkeit dazu fehlt.

Wenn sie es jedoch in den Menschen zerstören würden, dann kommt ihnen der eigentliche Inhalt ihres Raubzuges hier abhanden. Sie befinden sich deshalb gewissermassen in einem Teufelskreis, aus dem es kein Entkommen gibt… ausser sie “steigen aus” und kehren wieder zu dem zurück, wovon sie sich losgesagt und abgeschnitten haben, nämlich zur Urkraft allen Lebens.

Solange sie das nicht tun, bleiben sie dunkle Schattengestalten, die leblos und geistlos an Fäden ziehen, welche genauso leblos und geistlos sind wie sie. Und alles, was daraus hervorgeht ist ebenso leblos und geistlos. Die Dinge drehen sich für sie also im Kreis. Und diejenigen, die darin gefangen sind, laufen ohne Ende in diesem Rad.

Soeben haben sie zu diesem “Dinner for All” gerufen und es gibt viele, die ihrem Ruf folgen… weil sie geistlose Macht und kalte Technik nicht mehr vom Leben unterscheiden können. Wie Schafe trotten sie hinter ihren Hirten her und hinein in den für sie vorgesehenen Massenstall. Sie fragen nicht nach den Zutaten, denn die Hirten versichern ihnen, dass alles in bester Ordnung sei und die neue Nahrung sie in eine bessere Zukunft führen würde.

Heu und Gras könnten sie ab nun vergessen. Auch Wasser wird es künftig nur mehr aus bestimmten Kanälen geben. Das würde sie schützen vor jeglich Art von Gefahr für ihr Leben. Die Schafe sind zufrieden und bereiten sich vor auf “das letzte Abendmahl”. Für sie ist es stets ehrenhaft, für ihren Hirten zu leiden oder gar den Opfertod zu sterben. Im Himmel werden sie dafür von ihm einst grosszügig belohnt werden.

“Es ist angerichtet”, habe ich vor ziemlich genau einem Jahr geschrieben und darin auch die Szenerie eines solchen Buffet-Dinners dargestellt:

Die Zentralküche für das grosse Weltbuffet wurde in Europa eingerichtet (die Staaten-Union wurde genau dafür gegründet) … während auch sonst überall versucht wird, die Lieferanten in Stellung zu bringen und stets neue zu rekrutieren. Der Bedarf ist unersättlich. 2019 war das Jahr der Vorbereitung und der End-Planung, …. Man hat in diesem Jahr volle Arbeit geleistet.

Nun ist das Jahr der Umsetzung und Durchsetzung gekommen und man hat uns bereits aufgetischt: fein säuberlich und mund-gerecht. Nur leichtsinnige Hetzer, Hausmannskost-Fetischisten und Alt-Vorgestrige wagen es (noch), dagegen aufzubegehren.

Dieses Jahr der Umsetzung und der Durchsetzung geht nun zu Ende und die Variationen am Weltbuffet haben sich unglaublich vervielfältigt. Nur das Menü ist simpler geworden. Wie man es von seinem Designer erfahren kann, haben sie es “einfach am Computer entworfen”… dann den Cocktail gemischt und ihn bei minus Siebzig Grad gefroren um die Erde transportiert, wo er jetzt – schockierend kalt und schnell – überall da verabreicht wird, wo willige Schafe sich flehend und hoffnungsvoll zur “Schlacht am letzten Buffet” angemeldet haben.

Welche Art von Himmelfahrt sie dann erleben werden, wird sich zeigen. Jedenfalls hat der Produzent und (Computer) Virus-Experte nichts unversucht lassen, um die lästigen Schaf-Gene zu überschreiben und ihnen etwas einzupflanzen, was auch sie dorthin befördern wird, wo er und seine Genossen einst gelandet sind. Man mag es Hölle nennen… weshalb ihr einziges Ziel auch nur eine solche “Hölle auf Erden” sein kann.

Den Schafen freilich versprechen sie eine Art von Über-Schaf-lichkeit, solange sie folgsam sind und die Autorität der Hirten nicht in Frage stellen. Im kommenden Jahr soll schliesslich dann der “Grosse Knopf” gedrückt werden, sodass all diese Dinge in Zukunft automatisch ablaufen. Chips und Ohrmarken sind vorbereitet. Damit können schliesslich alle dann in der neuen Schaf-Identität aufgehen… Und man droht ihnen und führt ihnen die schlimmsten Dinge vor Augen, sollten sie sich dem Geplanten entziehen wollen:

  • So hat man nun das alte Schafwoll-Virus rechtzeitig vor Weihnachten mutieren lassen und seither juckt es, rein aus Angst schon, vielen von ihnen unter dem Fell. Weihnachten wurde deshalb in manchen Schafställen einfach abgesagt.
  • Der Wirrologen-Hirte aus dem Nachbarland hat diesbezüglich bekannt gegeben, dass seine Schäflein “Ruhe bewahren sollten”, nur um ein paar Stunden später dann doch vor etwas ganz Gefährlichem zu warnen. Das macht er immer so.
  • Wer kein Ohr für die e-Marke habe, der könne sich zwar taub stellen, aber man werde dann ein Register dieser Dumm-Schafe zur allgemeinen Belustigung veröffentlichen (so etwa im spanischen Schafstall).
  • Wer für kurze Zeit frei sein möchte, kann sich zwar irgendwie “frei-testen” lassen, doch sei das nur der Probelauf, um zu sehen, wie gross die Schaf-Bereitschaft sei, sich das kompakte Menü vom Buffet zu holen. Mit Freiheit habe man es nicht sosehr in der Hirten-Zentrale. Die gilt stets nur für sie selber.
  • Gerade zu Weihnachten sind in der höchsten Hirtenzentrale schwarze Wolken aufgezogen, da man in die Glaskugel blickte und sah, dass möglicherweise ein Schafwiderstand im Hinblick auf den “kleinen Pieks” entstehen könnte… weshalb man umgehend mit der Diffamierung solch ungehorsamer Schaf-Monster begann, die sich “wie kleine Kinder” gebärden.
  • Der heimische Schafstall sei nun schon das dritte Mal mit “grosser Wucht” getroffen worden, liess man hier verlautbaren. Das sei wegen dieser “bösen Zahlen”, die ständig herumgeistern. Deshalb habe man ihm nun schon zum dritten Mal schliessen müssen, zum Glück immer bei sinkenden Zahlen-Monstern.
  • Und die Schafe mögen sich nun bitte ruhig verhalten und den Anweisungen widerspruchslos Folge leisten. Für das grosse Schaffest in zwei Tagen gäbe es keine Ausnahmen. Das neue Jahr würde auch so kommen…
  • Sobald es begonnen hat, würde man mit den Schafen nur mehr über ein Thema sprechen, nämlich: “Hast du sie schon, oder…?”. Erfolgreich hätten die Hersteller nämlich die Schafstaaten erpresst, ihr neues Buffet-Menü überall zu vertreiben. Deshalb müssten diese Staaten nun auch die Schafe erpressen, damit es da einen Fortschritt gäbe. Dieser Weg sei alternativlos, hiess es.

Die Schafe könnten also gewarnt sein. Und was für Schafe gilt, hat natürlich auch für Menschen eine gewisse Gültigkeit. Sichtbar geworden sind diese Dinge nämlich lange schon, bevor dieses denkwürdige Jahr begonnen hat, denn man hat sich – wie es unser Minister für Schaf-Gesundheit sagt – stets “gewissenhaft vorbereitet”. So hiess es vor einem Jahr schon im selben Artikel wie zuvor:

“Wem der grosse Wurf gelungen…”, hallt es bereits über Europa, und das Echo dieser “Internationalen” umhüllt den gesamten Planeten. Die neue Küchen-Agenda wurde pakt-mässig verankert. Wir sind auf den Weg in die Zukunft, in der wir endlich die menschliche Zerbrechlichkeit hinter uns lassen werden und als transhumane Halb-Roboter der “alten Macht in neuen Schläuchen” dienen dürfen. Dafür ist alles bereits angerichtet…

Bisher konnten Menschen und Schafe sich, dank ihrer Gene, immer selber aus dem retten, was “diese Hirten” ihnen gegenüber angerichtet haben. Wenn sie nun aber selbst in deren Hölle fallen… was wird sie retten? Nichts, denn dort ist nur mehr leblose Wüste, eigentlich aber Verwüstung.

Wir werden deshalb Abschied nehmen müssen von dieser grossflächigen und billigen Buffet-Versorgung und stattdessen zu einem gemeinsamen Frühstück zusammenkommen, nach dem Motto “Breakfast for All”. Im Unterschied zum Dinner kommt ein Frühstück NACH der langen Nacht und mit ihm beginnt ein neuer Morgen. Im Englischen heisst es break-fast, also das Fastenbrechen nach der Nacht.

Lange genug waren wir nun mit “diesen Hirten” hier auf Erden eingesperrt und in Quarantäne. Wir waren dabei zum Fasten gezwungen, vor allem zum Fasten an Freiheit, Lebendigkeit, Liebe, Selbstwert, … Genau das zu brechen, also die bisherigen Regeln zu durchbrechen, das wird unsere Aufgabe in diesem kommenden (falschen Hirten-) Jahr sein.

Die “Hölle auf Erden” hatten wir lange genug. In unseren Genen liegt jedoch etwas anderes und es ist noch immer stark genug, um uns gemeinsam jetzt Schritt für Schritt den “Himmel auf Erden” gestalten zu lassen. Dazu brauchen wir Nahrung auf allen Ebenen. Freiheit, Lebendigkeit, Liebe, Selbstwert… sind dafür die Grund-Zutaten.

Das brauchen wir uns jedoch in keiner Weise erkämpfen. Vielmehr genügt es, wenn wir den Schalter vom Abendmahl auf den neuen Morgen umlegen… und wenn wir dabei auf die Annehmlichkeiten eines vollen Buffets verzichten, das uns gratis und sorgenfrei verabreicht wird. Wir haben die Fähigkeit, aus dem Nichts alles zu erschaffen … und sobald wir das machen, werden alle diese Buffets plötzlich blass aussehen und verschwinden.

In diesem Sinne: ein “gutes neues Jahr!” würden die alten Hirten und Götter sagen. Wir jedoch wünschen uns bereits gegenseitig ein “schönes neues Leben” oder eine “schöne neue Welt”. Geniessen wir diese Tage in Ruhe!

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