Wellen. Magda Wimmer

Inner-Resonance

Wellen

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Wir bewegen uns in Wellen im grossen Ozean des Lebens. Da das Denken in der westlichen Welt linear geworden ist, sehen viele hier kein “Vorwärtskommen” mehr, denn wir haben gelernt, dass “Entwicklung” höher, besser, weiter und noch mehr bedeutet. Reines Verstandesdenken kommt deshalb jetzt schwer ins Stolpern. Doch anstatt sich dem Leben einzuordnen… schluckt es nun als seine neueste Errungenschaft untergriffige Propaganda und KI-generierte Machenschaften und kompensiert damit seine zunehmende Hilflosigkeit angesichts des Zerbrechens einer von ihm mit-erschaffenen “modernen Welt”.

Wobei es nicht so ist, dass diese Welt auf diese Weise jetzt zerbrechen müsste. Doch genauso künstlich, wie sie inszeniert wurde, wird sie nun auch von ihren tatsächlichen Betreibern in Stücke zerrissen, mutwillig und oft ziemlich bösartig. Und jener Teil der Menschheit, der seit langem schon im Kopf feststeckt (anders wäre der Aufbau einer solchen Welt auch unmöglich gewesen), sieht jetzt eigentlich ziemlich nackt aus.

Damit das – noch einmal – unbemerkt an ihm vorüber geht, stopft man ihn jetzt voll mit allen möglichen Dingen und Machenschaften, bestrahlt ihn von vorne bis hinten und lädt ihn mit techno-smarten Chemikalien auf. Man redet ihm dabei ein, dass all das intelligent und fortschrittlich sei und dass sein Verschmelzen mit “der Maschine” die ultima-ratio sei.

Dafür hat er freilich eine Schwäche, weil er lange schon vergessen hat, wer er wirklich ist und was Leben eigentlich bedeuten würde. Mehr noch hat er sich davor Angst einjagen lassen und er winselt deshalb danach, von seinen Bedrohern das Leben gerettet zu bekommen – was auch immer er jetzt unter Leben versteht. Meist ist es sowieso nichts anderes mehr als ein Dahin-Vegetieren im Gefängnis der bequemen Abhängigkeiten.

Die Dompteure des grössten Teils der Menschheit sprechen immer wieder von Wellen. Doch Wellen sind etwas Lebendiges. Sie haben freilich keine Ahnung davon, denn sie selber sind nur “lebende Tote” – solche allerdings, die es geschafft haben, ganze Planeten zu beherrschen. Sie erzeugen keine Wellen, sondern ständig nur eine neue Abfolge ihrer Schandtaten in Form von Dauer-Angriffen auf das Leben. Dabei haben sie auch die Zeit zerrissen und sie linear ausgerichtet, alles täuschend echt.

Damit ist das Leben jedoch ausgedörrt und es herrscht überall Angst vor dem Tod. Genau in diese “Krankheit” einer völlig verarmten Menschheit aber greifen dann wieder diese “Todesser” hinein und sie bieten die Lösung an für das, was sie zuvor verursacht haben – freilich unter bereitwilliger Mitwirkung der Betroffenen, denen beigebracht wurde, dass man in einem fort “Leben retten” und “Klima retten” muss. Die “Leidtragenden” dürfen selbstverständlich dafür die Hauptarbeit und die ganze Verantwortung übernehmen. Und solange sie sich als Opfer betrachten, werden sie das auch freiwillig tun… zumal sie eben enorme Angst vor dem Tod haben.

Die Skelettfrau ist ein Symbol für ein ewig wellenförmiges Werden, Vergehen und Wiederauferstehen. Als Sinnbild für die Psyche setzt sich das Skelett aus Hunderten von kleinen und grösseren Knochen, Gelenken und Wirbeln zusammen, die alle auf harmonische Weise miteinander verbunden sind. Sobald ein Knochen bewegt wird, bewegt sich auch der Rest, und sei es auch nur auf kaum merkliche Weise. Mit den Lebenszyklen von Werden, Vergehen und Neuwerden ist es genauso. Wenn das Leben eine Wendung nimmt, drehen sich die Knochen des Todes empathisch in dieselbe Richtung. Wohin der Tod sich dreht, dorthin wendet sich auch das Leben.

Dieses und alle weiteren Zitate: Clarissa Pinkola Estés: Die Wolfsfrau

Wenn man seelen-weise aus einem völlig anderen Kulturbereich kommt… dann fühlt man sich mitunter ziemlich fremd hier. Das eigene Selbstverständnis trifft zumeist auf Unverständnis, doch ist man immer wieder wie eine Art Radar, das Routen vorzugeben vermag – auch dort, wo vieles in seinem eigenen Sumpf zu versinkenden droht.

Die blosse Erwähnung des Wortes “Tod” löst in der hiesigen Welt häufig blankes Entsetzen aus, während in einer Kultur, in der die wilde weibliche Kraft eine natürliche Grundlage bildet, der Tod ein Teil der “Liebeserklärung an das Leben” ist. Eines ist ohne das Andere unmöglich und nur wo eine Bereitschaft da ist, mit den Wellen mitzugehen und ihr Auf und Ab als völlig gleichwertig zu akzeptieren, steht man voll im Leben und ist untrennbar damit verbunden.

In den alten Kulturen ist der Seele eine vorrangige Beachtung zugekommen und wo sie genährt war, hat sie geführt und sowohl Sinn als auch Wärme in das Leben von Menschen und Völkern gebracht. Auch wir hier haben in bestimmten Momenten noch diese Verbundenheit kennengelernt. Und selbst jetzt in Zeiten grösster Zerrissenheit, haben wir noch eine Erinnerung daran… und zwar eine solche, die uns noch zu führen vermag.

Wir sind nun am Ausgang angekommen, indem wir erkannt haben, wer hier wirklich die Regie auf diesem Planeten – und mehr noch das Regime – führt. Und wir sind aufgewacht. Wie immer am Ende von grossen Zyklen, von denen es schon mehrere gab seit Menschen den Planeten bevölkern, entsteht grösseres Chaos und viele Seelen gehen vorzeitig… aus verschiedenen Gründen. Momentan sind es Massen und es gibt viel zu tun, um die “verstopften Ausgänge” immer wieder frei zu machen – denn es gibt da Kräfte, die sie auch nach dem Ablegen ihres Körpers noch gefangen halten wollen.

Dieses Mal geht auch ein grössserer Zyklus zu Ende und mit ihm eine lange dunkle Geschichte. Viele sind hier, um sie bewusst beenden zu helfen und andere einfach, um dabei zu sein. Die Skelettfrau, unsere Seele, sieht sich derzeit in einem Netz gefangen und sie wartet darauf, befreit zu werden. Nur ein paar Jahre hat es gedauert, dass viele zu verstehen beginnen, was mit den Menschen über sehr lange Zeit geschehen und was ihre wahre Geschichte ist. Das Ganze hat bereits eine eigene Dynamik bekommen und es hat starke Kräfte vereint.

Ein grundlegendes Verständnis der Zyklen von Werden und Vergehen wird hilfreich sein in nächster Zeit und vor allem das Vertrauen, dass das Leben – in welcher Form auch immer – stets weitergeht. Denn: “Wohin der Tod sich dreht, dorthin wendet sich auch das Leben.”

Ist auch nur ein kleiner Knochen nicht am rechten Platz oder verletzt, ist der gesamte Organismus in Mitleidenschaft gezogen. Wenn das natürliche Auf und Ab in einer Liebesbeziehuung missachtet wird, dann schleppt sich die Liebe bald nur noch auf einem Bein durch die Gegen. Dann kann sie keine Treppen mehr steigen – vom Berge-Erklimmen ganz zu schweigen. Die Beziehung fällt ständig auf die Nase, die Libido zwischen den Partnern lässt nach, stirbt ab. Und dann fragen die beiden sich ganz betroffen, warum sie nicht mehr fähig sind, Liebe mit der gleichen Vitalität wie einst zu empfinden.

Das gilt für alle Bereiche des Lebens… Doch wirkliches Lebendigsein hat in dieser Lebenswelt seine Bedeutung verloren. Wir geben uns damit zufrieden, täglich den Anforderungen derer zu folgen, die uns seit langem schon in Abhängigkeit und Versklavung halten. Unsere Liebe zum Leben schleppt sich deshalb dahin und sie leidet an Blutarmut. Sie ist blass geworden. Wir glauben, dass wir lebendig sind, wenn wir über die kalten technischen Geräte wischen, um mit anderen ständig in Verbindung zu sein oder dauernd alles zu wissen, was wir angeblich wissen sollten.

Doch es erschöpft unseren Geist und unsere Seele… und die Angst davor, irgendwann einmal auch die Welle hinunter nehmen zu müssen, wächst und wächst. So bleiben wir lieber oben und haben alles im Griff. Nur: das Leben lässt sich von uns niemals im Griff behalten. Jetzt ist die Zeit da, loszulassen im grossen Stil und das ängstigt viele “bis auf die Knochen”. Dabei ist genau das der einzig “er-lösende” Schritt.

Gehirn-Akrobatik hatten wir in den vergangenen Jahren genug und sie hat uns vieles von dem erhellt, was zuvor im Dunkeln lag. Viele haben dann auch eins und eins zusammengezählt und sind auf das verblüffend primitive Muster gestossen, mit dem man uns während vieler Jahrhunderte und Jahrtausende eine illusionäre Welt gestrickt hat und von deren einfältigen Methoden wir uns “ewig” schon gängeln liessen.

Mittlerweile zeigt diese Macht auch schon offen ihr wahres Gesicht… und mit dem Wissen um ihre wahre Beschaffenheit sind wir ihr bereits um einiges voraus. Mit dem Sprung zurück in das volle Leben aber werden wir dann am Ausgang aus dieser unwirklichen Welt ankommen – und zwar schneller als wir uns vorstellen können.

Das Skelett zu entwirren bedeutet, in unendlich geduldiger Kleinarbeit herauszufinden, auf welche Weise alles zusammenhängt. Und dabei stoßen wir auf den Widerstand des Egos, denn das Ego ist arbeitsscheu, speziell, wenn es um Aufgaben geht, die gleich auf den ersten Blick mit Angst und Schrecken verbunden sind. Angst haben wir alle, das wissen wir. Jeder, der lebt, hat Angst. […]

Das Ego weigert sich standhaft, etwas dazuzulernen, ganz im Gegensatz zu unserer Seele, die sich danach sehnt, Neues zu ergründen, die eine buchstäblich sagenhafte Ausdauer auf den härtesten Strecken des Weges beweist und Geduld genug, um eine Liebe über Jahrzehnte hinweg zu nähren. Und so ist es nie das Ego, das die Menschen bewegt, einander zu lieben, sondern ihre wilde Seele.

Aber es ist Knochenarbeit… Und auch der Aufbau einer anderen Welt als der bisherigen wird Knochenarbeit sein, weil wir dabei die “Knochen unserer Seele” so zusammenfügen werden, dass das Gesamtgefüge und der gesamte Organismus wieder sichtbar werden wird. Wir haben dabei einiges zu entwirren… und Geduld gehört wohl kaum noch zum Repertoir einer computer-süchtigen und KI-gesteuerten Hybrid-Rasse. Aber wir werden sie brauchen, wenn wir aus diesem “Kindergarten” herauskommen wollen.

Das Ego ist arbeitsscheu… und auch ziemlich lichtscheu. Es brüstet sich zwar gerne im dauer-aktiven “selfie”-Hype und ist überaus bedürftig, ständig etwas von sich zu geben. Ansonsten aber ist es ziemlich lahm und es zeigt immer weniger Anzeichen einer gesunden Kraft. Die allerdings wäre unbedingt notwendig, wenn es darum geht, die Bedürfnisse der Seele hier in die Realität umzusetzen.

Und so hungert sie und fristet ein Schatten-Dasein, während das Ego dauer-entertained in die Falle rennt und nach und nach in die transhumane Unterwelt abtaucht. Das freilich ist weit entfernt von einer Menschenwelt und wir haben jetzt eine Entscheidung zu treffen, wobei es nur ein Entweder-Oder gibt… und Verzicht auf bestimmte “Errungenschaften” und Bequemlichkeiten zur wirklich “leben-rettenden” und leben-erhaltenden Massnahme werden wird.

Nur die wilde Seele ist es, die uns bewegt und uns die Liebe zum Leben und zueinander zum Ausdruck bringen lässt. Das hat wenig mit romantischen Gefühlen zu tun, als vielmehr mit der alltäglichen Entscheidung, die Wellenbewegung nach oben mit der Wellenbewegung nach unten auszugleichen. Erst in dieser Bewegung entfacht sich in uns die Glut und das Feuer des Leben erfasst uns.

“Eine wilde Geduld”, wie die Dichterin Adrienne Rich sagt, ist vonnöten, um bei der Liebe zu bleiben, wenn sie sich in ihrem Todesaspekt offenbart. Dazu gehört ein Herz, das willens ist, zu sterben und neu geboren zu werden, wieder zu sterben und wieder aus dem Totenreich aufzuerstehen, wieder und wieder und noch einmal von vorn.

Ein Mensch, der die Knochen und das Innerste der Skelettfrau behutsam sortiert, wird im Laufe der Zeit ruhiger, gelassener, denn er weiß, was nach einem Höhepunkt kommt und was auf eine Talfahrt folgt. Er ist nicht schockiert, wenn sich Leere einstellt, und lässt sich nicht übermannen von Glück und Erfolg. Der Wunsch, etwas so schnell wie möglich zu erreichen oder “alles sofort zu haben”, wird in ein subtileres und kreisförmiges Streben verwandelt.

“Verweile doch, oh Augenblick…” ist das Mantra, das gegenwärtig durch die Gänge und Zellen unseres alten Gefängnisses hallt. Denn das alte Bekannte ist immer noch besser als das neue Unbekannte. Darum sind wir auch “halb-tot”. Doch das Leben wartet auf uns – eigentlich immer schon. Und alles in ihm braucht seine Zeit: das Neuwerden, das Wachsen, das Nähren, das Ernten, das Vergehen… Das es ist überall im Universum dasselbe.

Sobald wir wieder in die Wellen des Lebens eintauchen, werden wir “einen kühlen Kopf” bekommen und er wird langsam zu dem zurückkommen, wofür er geschaffen ist: Er wird sich wieder in den Dienst des Lebens stellen, statt sich aufzuspielen, um es zu beherrschen.

Jemand, der die Knochenfrau zu seiner dauernden Begleiterin gemacht hat, wird Ruhe bewahren auch im grössten Sturm des Lebens. In einem solchen befinden wir uns gerade. Ohne sie sind wir wie Nußschalen im riesigen Ozean, die führungslos dahintreiben. Es ist ihre Aufgabe, von uns immer wieder eine Rückkehr in die Tiefen dieses unendlichen Lebensmeeres einzufordern und dadurch zu verhindern, dass wir “linear” nach oben schiessen und so ständig über unser Ziel hinausschiessen.

Solcherart ist die “westliche Welt” unterwegs und sie weigert sich lange schon, diese Rückkehr regelmässig anzutreten. Sie akzeptiert den Todesaspekt im Leben nicht und gibt deshalb nun immer hysterischer vor, Leben retten zu müssen. Da sie dafür in keiner Weise die Macht hat, wendet sie Tricks an und leiht beziehungsweise stielt sich Energien, um eine solche Rettung zumindest vorzutäuschen. Das nennt man (schwarze) Magie.

Davon wurden in den vergangenen Wochen ganze “Wellen” wie Geschosse durch das Gewebe der Menschenwelt getrieben. Das dadurch verursachte “Gefühl” hat mich während vieler Tage nun an den damaligen (ebenfalls von diesen Mächten provozierten) Tsunami erinnert, der Abertausende in den Tod gerissen hat.

Besonders intensiv war es während der vergangenen Woche und es hält noch immer an. Es war eine Woche, in der man bestimmte Pakte im fernen New York unterschrieben hat, um die Menschheit nun auf ewig zu knechten. Die Politiker der kranken westlichen Welt haben natürlich alle unterschrieben – freilich ohne ihre Völker zu fragen. Der (bei weitem grössere) Rest aber hat sich still und leise entfernt.

In alten Zeiten wurde die Erkenntnis vom “Leben im Tode und vom Tode im Leben” als “kostbare Perle” und als “unvergleichlicher Schatz” bezeichnet. (Die Seele murmelt uns oft unverständliche Worte zu, doch…) Wir wissen es, wenn wir uns selbst fragen: “Was in meinem Leben muss sterben, damit ich lebendiger werden kann? Was ist das Unschöne, dessen Anblick ich gerade vermeiden will? Welche Kräft wächst in mir aus der Entwirrung dieses Unschönen zu? Was will ich nicht gebären? Was musse heute aufgegeben, was heute geschaffen werden?” Das Wissen um die rechte Zeit für alle Dinge ist die “kostbare Perle”, und sie wird dem Liebenden zuteil, der das Gerippe mit leise murmelndem Zuspruch zurechtrückt, damit alle Dinge an die rechte Stelle kommen.

Wir haben eine grosse Aufgabe… und auch nach unserem Abgang aus der “alten Welt” kommt viel an Aufräumarbeiten auf uns zu. Und es gelten nach wie vor die überall im Universum gegebenen Regeln für das Leben und den Umgang miteinander. Wobei wir jetzt eine Reifung und Meisterschaft durchlaufen, die einmalig ist. Aber es bedarf eben unserer klaren Entscheidung, das einseitige Streben nach oben, nach mehr und immer besser und schneller… einzutauschen gegen das volle Leben, das in bestimmten Zyklen wird und vergeht und dabei in keiner Weise unserer Kontrolle unterliegt.

Leben IST einfach und wir können darin eintauchen oder uns verweigern, wobei letzteres zeitlich stark begrenzt ist. Wir sind Teil der Schöpferkraft auf diesem wunderschönen Planeten und wir haben weitaus mehr Macht, als wir uns in unserer engen Kopfwelt vorstellen können. Mit einem kraftvollen Sprung heraus aus dieser Begrenzung kommen wir dort an, wo wir sie aktivieren und nutzen können: im vollen Leben. Und wie der Ozean, wird es uns auch tragen.

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